Die Therapie von Erkrankten mit thorakalen Tumoren ist derzeit einer unglaublichen Dynamik unterworfen. Aus diesem Grund setzen wir uns in dieser Ausgabe von Trillium Krebsmedizin mit dieser Thematik auseinander. Es findet zunehmend ein Wandel statt, bei dem nicht nur neue innovative Medikamente, sondern auch neue Strategien die Therapielandschaft revolutionieren. Diese Entwicklung trifft sowohl auf das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC) als auch auf das nichtkleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) zu.
Weil zielgerichtete Therapien in der palliativen Situation bei etwa 25 bis 30 % der Betroffenen mit Lungenkrebs zu einer deutlichen Verlängerung des Überlebens und zu einer besseren Verträglichkeit gegenüber Chemotherapien geführt haben, konnten sich diese in den vergangenen Jahren in der klinischen Praxis etablieren.
Daneben ist im zurückliegenden Jahrzehnt die Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren in der nichtmutierten Situation des NSCLC zu einem unverzichtbaren Rückgrat der Behandlung geworden. Die beiden Medikamentengruppen – die zielgerichteten Therapien und die Immuncheckpoint-Inhibitoren – gelten deshalb als Sprunginnovationen.
Therapie des frühen und lokal fortgeschrittenen NSCLC
Diese modernen Substanzen sind jetzt mit den ersten zugelassenen Ansätzen auch in der kurativen Situation angekommen und zum Standard in der Behandlung des frühen und lokal fortgeschrittenen NSCLC geworden.
Auf die aktuellen Medikamentenzulassungen in der adjuvanten und neoadjuvanten beziehungsweise perioperativen Situation gehe ich in meinem Beitrag "Operables nichtkleinzelliges Lungenkarzinom: Neoadjuvante versus adjuvante Therapie" ein. Zudem gebe ich im Rahmen meiner Übersicht Empfehlungen zum praktischen Einsatz der Therapien.
Behandlung des SCLC
Das SCLC macht nur noch 15 bis 20 % aller Lungenkarzinome aus; dennoch ist es durch die hohe Aggressivität der Erkrankung sowie die schnelle Resistenzentwicklung weiterhin eine therapeutische Herausforderung. In dieser Tumorentität waren therapeutische Innovationen in den vergangenen Jahren eher überschaubar.
Aktuell aber sind die Immuncheckpoint-Inhibitoren ebenfalls zum Rückgrat der Therapie in der metastasierten Situation geworden, und es zeichnen sich mit neuen Medikamenten wie Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten und bispezifischen Antikörpern faszinierende neue Behandlungsmethoden auch für diese Erkrankung ab. Einen Überblick hierzu gibt der Artikel eines Autorenteams aus Münster, zu dem Marcel Kemper, Lea Elisabeth Reitnauer, Georg Evers und Annalen Bleckmann gehören.
Therapie von Thymomen und Thymuskarzinomen
Schließlich gehen wir in dieser speziellen Ausgabe zum Themenschwerpunkt Lungentumoren auch auf die Thymustumoren ein. Dabei handelt es sich um eine weitere Tumorentität, die für alle thoraxonkologisch arbeitenden Kolleginnen und Kollegen eine Herausforderung darstellt. Die Therapieoptionen sind mannigfaltig, und die genaue histologische Einteilung kann eine Referenzbeurteilung notwendig machen.
Die Autoren Tobias R. Overbeck, Göttingen, und Felix Carl Saalfeld, Dresden, beschreiben zusätzlich Registeraktivitäten, die in Deutschland aufgenommen werden, um mehr systematische Daten zu diesen seltenen Tumoren zu erfassen.
Wir hoffen, dass wir Ihr Interesse für diese Ausgabe von Trillium Krebsmedizin mit dem Schwerpunkt Lungentumoren geweckt haben, und wünschen Ihnen eine interessante und lehrreiche Lektüre.