Kolonkarzinomscreening: Was ist bereits gesicherte Evidenz?
DOI: https://doi.org/10.47184/tk.2024.05.1 Das kolorektale Karzinom (KRK) ist die häufigste Krebserkrankung im menschlichen Gastrointestinaltrakt, wobei bei mehr als 50 % der Betroffenen die Erkrankung jenseits des 70. Lebensjahres auftritt. Nur bei etwa 10 % der Patienten erfolgt die Diagnose eines KRK vor dem 55. Lebensjahr. Bereits im Jahr 2002 wurden die Koloskopie sowie weitere Vorsorgemaßnahmen im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung eingeführt – der Beginn der strukturierten Darmkrebsvorsorge in Deutschland. Nicht zuletzt als Ausdruck des Erfolgs des angebotenen Darmkrebsvorsorgeprogramms sind seit 2003 in Deutschland ein Rückgang der altersstandardisierten Erkrankungsraten sowie ein Shift hin zur Diagnose früherer Tumorstadien zu beobachten. Neben der klassischen Vorsorgekoloskopie, die nach wie vor den Goldstandard darstellt, und dem Test auf okkultes Blut im Stuhl kommen als zunächst ergänzende und risikostratifizierende Werkzeuge neue genetische stuhl- beziehungsweise blutbasierte Tests. Diese werden wahrscheinlich in Zukunft genauer selektieren lassen, welche Personen weitergehende diagnostische und therapeutische Maßnahmen als eine Koloskopie benötigen. Dieser Beitrag soll einen Überblick bieten, was derzeit als Screening für die asymptomatische Normalbevölkerung, aber auch für Risikokollektive indiziert und evidenzbasiert ist.
kolorektales Karzinom, Screening, Adenome, Vorsorgekoloskopie, Prävention
Das kolorektale Karzinom
Epidemiologie
Das KRK ist die häufigste Krebserkrankung im menschlichen Gastrointestinaltrakt. Nach den letzten Daten des Robert Koch-Institut(RKI)-Zentrums für Krebsregisterdaten in Deutschland aus dem Jahr 2020 ist das KRK das zweithäufigste Malignom bei Frauen und das dritthäufigste bei Männern. Die Diagnose Darmkrebs wird damit im Laufe des Lebens bei einem von 15 Männern und einer von 19 Frauen gestellt. Etwa zwei Drittel der Erkrankungen werden im Kolon entdeckt, der Rest im Rektum. Das Erkrankungsrisiko für Darmkrebs steigt bis ins hohe Alter an (medianes Erkrankungsalter: 75 Jahre bei Frauen bzw. 71 Jahren bei Männern). Nur etwa 10 % der KRK-Neudiagnosen treten vor dem 55. Lebensjahr auf.
Ätiologie
Die Mehrzahl der KRK entwickelt sich aus Adenomen im Rahmen einer Adenom-Karzinom-Sequenz (Abb. 1).