2024 World Conference on Lung Cancer (WCLC), San Diego, CA/USA
Nichtkleinzelliges Lungenkarzinom: Neue Strategien: von der perioperativen zur Erhaltungstherapie
Die World Conference on Lung Cancer (WCLC), die Anfang September 2024 in San Diego, CA/USA, stattfand, wurde dadurch geedelt, dass die veranstaltende Fachgesellschaft, die International Association for the Study of Lung Cancer (IASLC), in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feierte. Rund 7.000 Forschende, Ärzte und Spezialisten nahmen an dem weltweit größten Meeting für thorakale Malignome teil. Die vier Presidential-Symposien des Kongresses lieferten spannende neue Studiendaten zum nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) – mit einem bemerkenswert hohen Anteil an Studien aus China. Wir haben einige Kongress-Highlights, teilweise mit praxisveränderndem Potenzial, für Sie zusammengestellt.
nichtkleinzelliges Lungenkarzinom, perioperative Therapie, Erhaltungstherapie, bispezifische Antikörper, Antikörper-Wirkstoff-Konjugate
Resezierbares NSCLC: geringeres Rezidivrisiko durch perioperative Therapie mit Nivolumab
Der PD-1(„programmed cell death protein 1“)-Inhibitor Nivolumab kann – als erste immunonkologische Behandlungsoption – in Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie (CT) zur neoadjuvanten Behandlung des resezierbaren NSCLC mit PD-L1-Expression ≥ 1 % bei hohem Rezidivrisiko eingesetzt werden. Zulassungsrelevant war die Phase-III-Studie CheckMate-816, in der durch drei Zyklen Nivolumab plus Chemotherapie vor der Operation im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie eine statistisch signifikante und klinisch bedeutsame Verbesserung des ereignisfreien Überlebens (EFS) und der Rate an pathologischen Komplettremission (pCR) erreicht worden war [1]. In der Phase-III-Studie CheckMate 77T hatte man den neoadjuvanten Ansatz durch adjuvantes Nivolumab alle vier Wochen über ein Jahr ergänzt und mit der bisherigen neoadjuvanten Strategie verglichen. Der perioperative Ansatz erbrachte bessere Raten an EFS und pCR gegenüber der reinen neoadjuvanten Therapie mit Nivolumab plus CT [2].
In einer beim WCLC vorgestellten Analyse verglich man – in Ermangelung einer randomisierten kontrollierten Vergleichsstudie – das EFS ab der Operation bei Patienten mit perioperativer Therapie (mindestens eine adjuvante Dosis Nivolumab; n = 139) aus CheckMate 77T mit Patienten aus CheckMate 816 unter alleiniger neoadjuvanter Behandlung (n = 147) [3]. Um Unterschiede in den Patientencharakteristika der beiden Studien herauszurechnen, kamen Propensity-Score-Verfahren zum Einsatz. Dabei wurden der stabilisierte durchschnittliche Behandlungseffekt für die Behandelten (ATT) und der stabilisierte durchschnittliche Behandlungseffekt (ATE) angegeben.
Die perioperative Therapie war laut Dr. Patrick Forde, Baltimore, MD/USA, nach einem medianen Follow-up von 29,5 Monaten für CheckMate 816 und 33,3 Monaten für CheckMate 77T der alleinigen neoadjuvanten Therapie hinsichtlich der EFS-Raten überlegen (Hazard Ratio [HR] 0,61 für gewichteten ATE [Abb. 1] und 0,56 für gewichteten ATT) [3].