Ende April 2023 hat die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sechs neue Klug-entscheiden-Empfehlungen (KEE) veröffentlicht, darunter auch im Bereich der Hämatoonkologie. Eine neue Negativempfehlung weist darauf hin, dass eine parenterale Ernährung bei fortgeschrittener inkurabler Tumorerkrankung mit Appetitverlust und eingeschränkter Lebenserwartung in der Regel nicht indiziert ist. Eine zweite neue Negativempfehlung lautet, dass bei der Indikation zur Transfusion von Erythrozyten bei Patient:innen mit einer chronischen Anämie nicht mehr Einheiten gegeben werden sollten, als notwendig sind, um einen sicheren Bereich zu erreichen (Ziel-Hämoglobin um 7 g/dl bzw. 4,3 mmol/l abhängig von der Symptomatik bei stabilen Patient:innen ohne schwere kardiale Begleiterkrankung).
Seit Beginn der Initiative im Jahr 2016 sind mittlerweile 171 Positiv- und Negativ-Empfehlungen zusammengekommen, die Ärzt:innen Orientierung geben, welche Therapien und Untersuchungen einen Nutzen bringen und auf welche verzichtet werden kann. Die Empfehlungen basieren auf der verfügbaren Evidenz und orientieren sich an den vorhandenen aktuellen Leitlinien der Schwerpunktgesellschaften. Die Erfahrung zeige, dass eine Überversorgung an vielen Stellen in der Medizin das größere Problem darstelle als die Unterversorgung, erklärte Prof. Sebastian M. Schellong, Sonderbeauftragter für das Thema „Klug entscheiden“ im DGIM-Vorstand, in einer Pressemitteilung der DGIM. Auf Prozeduren, die weder die Diagnosefindung noch die Heilung der Patient:innen unterstützen, sollte man künftig entschieden verzichten, forderte der Arzt.
Weitere Details zu den neuen Empfehlungen sind nachzulesen unter:
https://www.klug-entscheiden.com/fileadmin/user_upload/PDF/20230428_KEE_6_neue_Empfehlungen_2023.pdf.
Sabrina Kempe