ASCO-GU: Aktuelle Kongress-Highlights zu urologischen Tumoren
Mit mehr als 5.800 Teilnehmer:innen war das hybride Genitourinary Cancers Symposium der American Society of Clinical Oncology (ASCO) besser besucht als jemals zuvor. Hochkarätige Studienergebnisse, die während der drei Kongresstage in San Francisco, CA, USA, präsentiert wurden, dürften die Behandlung urologischer Patient:innen verändern und ihre Prognose verbessern, oder sie bestätigen neue Standardbehandlungen mit längeren Nachbeobachtungszeiten.
Prostatakarzinom, hormonsensitiv, kastrationsresistent, Darolutamid, PARP-Inhibition, Harnblasenkarzinom, aktive Beobachtung, Nierenzellkarzinom, Nivolumab, Cabozantinib
Metastasiertes hormonsensitives Prostatakarzinom (mHSPC)
Darolutamid plus ADT und Docetaxel ist neuer Standard
Die doppelblinde, Placebo-kontrollierte Phase-III-Studie ARASENS untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Darolutamid in Kombination mit Androgendeprivationstherapie (ADT) und Docetaxel. Beim ASCO-GU wurden Ergebnisse in Bezug auf das Krankheitsvolumen und das Progressionsrisiko zu Studienbeginn präsentiert [1]. Die Ergebnisse bestätigen, dass Darolutamid plus ADT und Docetaxel als neuer Standard für die Behandlung von mHSPC-Patienten aller Risikogruppen erwogen werden sollte.
Darolutamid in Kombination mit ADT und Docetaxel verlängert das Gesamtüberleben (OS) von Patienten mit einem metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinom (mHSPC) signifikant gegenüber der alleinigen ADT plus Docetaxel (HR 0,68; 95%-KI 0,57–0,80; p < 0,0001), so das Ergebnis der ARASENS-Studie.
Da die Krankheitslast bei mHSPC-Patienten ein bekannter prognostischer Faktor ist, wurden die ARASENS-Daten in einer Post-hoc-Analyse bezüglich des Krankheitsvolumens nach den CHAARTED-Kriterien und bezüglich des Progressionsrisikos nach den LATITUDE-Kriterien ausgewertet.
Ein hohes Krankheitsvolumen wird laut den CHAARTED-Kriterien definiert als das Vorhandensein von Viszeralmetastasen und ≥ 4 Knochenmetastasen mit ≥ 1 Metastase außerhalb der Wirbelsäule und des Beckens. Die Hochrisikoerkrankung laut LATITUDE-Kriterien wird definiert durch das Vorhandensein von ≥ 2 Risikofaktoren (Gleason Score ≥ 8, ≥ 3 Knochenmetastasen, Viszeralmetastasen). Von 1.305 Studienteilnehmern der ARASENS-Studie zeigten 77 % ein hohes Krankheitsvolumen und 70 % eine Hochrisikoerkrankung entsprechend der CHAARTED- und LATITUDE-Kriterien. Patienten mit de novo metastasierter Erkrankung gehörten in 87 % der Fälle zur Gruppe mit hohem Krankheitsvolumen und in 91–92 % der Fälle zur Gruppe der Hochrisikopatienten.
Für Patienten mit hohem Krankheitsvolumen wurde mit Darolutamid das Risiko zu versterben gegenüber Placebo um 31 % reduziert (HR 0,69; 95%-KI 0,57–0,82). Das mediane OS war für diese Patienten im Darolutamid-Arm noch nicht erreicht und betrug 42,4 Monate im Kontrollarm. Für Patienten mit geringem Krankheitsvolumen zeigte sich eine Aufspaltung der Kurven nach etwa 3 Jahren; der Median wurde in den Kaplan-Meier-Kurven für beide Studienarme noch nicht erreicht (HR 0,68; 95%-KI 0,41–1,13). Patienten mit Hochrisikoerkrankung hatten durch Darolutamid ein um 29 % geringeres Risiko zu versterben im Vergleich zum Placebo-Arm (HR 0,71; 95%-KI 0,58–0,86), mit einem nicht erreichten Median unter der Darolutamid-Kombination versus median 43,2 Monaten im Placebo-Arm. Innerhalb der Niedrigrisikogruppe teilten sich die Kaplan-Meier-Kurven bereits am Anfang, und es wurde eine 38%ige Reduktion des Risikos zu versterben beobachtet (HR 0,62; 95%-KI 0,42–0,90). In beiden Studienarmen war der Median noch nicht erreicht.
Bezüglich der Zeit bis zum kastrationsresistenten Stadium wurde ein noch deutlicherer Vorteil für alle Patientengruppen gesehen (Abb. 1).