Erstes IVD-Symposium der Trillium Akademie: Neues Familientreffen für Diagnostik-Fans

„Von der Technik zur Anwendung“ lautet das Motto einer neuen Fortbildungsreihe der Trillium-Akademie. Die erste Veranstaltung mit den Schwerpunkten Molekulardiagnostik, Massenspektrometrie und Durchflusszytometrie war mit 300 Teilnehmenden ein voller Erfolg.

Das IVD-Symposium der Trillium Akademie fand am 26.01.2024 erstmals im TranslaTUM in München statt. Von den ca. 300 Teilnehmenden waren – trotz des Bahnstreiks – rund 100 vor Ort; weitere 200 verfolgten den Stream online. Ziel der neuen Veranstaltungsreihe, die künftig jährlich stattfinden soll, ist es, aktuelle labormedizinische Verfahren verständlich zu erläutern und deren praktische Anwendung kritisch zu diskutieren.

Drei wissenschaftliche Sessions widmeten sich unter dem Motto „Methoden der Labormedizin: Von der Technik zur Anwendung“ der Molekulardiagnostik, der (MALDI-TOF-)Massenspektrometrie und der Durchflusszytometrie. Anerkannte Fachleute präsentierten neueste Erkenntnisse aus ihrem Fachgebiet, die einen entscheidenden Beitrag zur Diagnostik von Krankheiten sowie zur Verlaufskontrolle und zur Entwicklung personalisierter Therapieansätze leisten können. Großen Anklang fanden auch die beiden Industriepräsentationen, moderiert von Dr. Jakob Adler (IMD Institut für Medizinische Diagnostik Berlin-Potsdam GbR), bei denen Vertreter der IVD-Industrie die Möglichkeit nutzten, Produktneuheiten und Dienstleistungen vorzustellen und Fragen zu beantworten.

 

Molekulardiagnostik

In der Vormittagssession zur Molekulardiagnostik unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Holdenrieder (Deutsches Herzzentrum München, DHM) gab Dr. Abel Bronkhorst (ebenfalls vom DHM) einen detailreichen Überblick über Techniken zum Nachweis von zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) – von der digitalen PCR (dPCR) bis zum Next Generation Sequencing (NGS). Im Rahmen der Liquid-Biopsy kann diese Analytik vor allem beim Staging, der Therapiestratifizierung und -überwachung sowie beim Monitoring von minimalen Resterkrankungen (MRD) und Resistenzentwicklungen sehr hilfreich sein. Je nach klinischer oder wissenschaftlicher Fragestellung werden verschiedene zielgerichtete („targeted“) und nicht-zielgerichtete („untargeted“) Methoden verwendet.

Dr. Dr. Christof Winter (Technische Universität München) leitete von der Methodik zur klinischen Anwendung der Liquid Biopsy über. Einen großen Mehrwert bietet diese bisher vor allem in der leitliniengetreuen therapiebegleitenden Diagnostik von kolorektalen Karzinomen und nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen.

Den Bogen zur Infektiologie schlug Dr. Viola Dreyer vom Forschungszentrum Borstel mit einem Beitrag zum aktuellen Stand der Tuberkulose-Diagnostik: PCR-basierte Kassetten- und Streifenhybridisierungstests stellen hier eine schnelle Alternative zum Goldstandard – dem zeitintensiven Kulturverfahren – dar. NGS-basierte Ansätze kommen in der Routinediagnostik aus Kostengründen wohl meist noch nicht zum Einsatz, können aber Aufschluss über komplexe Resistenzmuster geben. Am Forschungszentrum in Borstel läuft derzeit eine Studie zur Diagnostik der Tuberkulose aus Stuhlproben mittels NGS, die aufgrund der einfachen Probenentnahme insbesondere bei Kindern von Vorteil sein kann. Überraschend waren die Parallelen in der klinischen Anwendung der Molekulardiagnostik in Onkologie und Infektiologie: In beiden Fällen geht es um die Bewertung eingreifender Therapien mit oft unbefriedigendem Heilungserfolg sowie die frühzeitige Erkennung von Therapieresistenzen.

 

Massenspektrometrie

In der Session zur MALDI-TOF- und Tandem-Massenspektrometrie unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Ambrosch (Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg) vermittelte Prof. Dr. Uta Ceglarek vom Universitätsklinikum Leipzig anschaulich technisches Grundlagenwissen zur Massenspektrometrie (MS), mit der man simultan Metabolite oder Proteine in Körperflüssigkeiten identifizieren und klassifizieren kann. Für ausgewählte Anwendungen gilt die Tandem-Massenspektrometrie mit vorgeschalteter Aufreinigung (z. B. mittels HPLC) als Goldstandard, etwa beim therapeutischen Drugmonitoring, der Toxikologie, dem Neugeborenen-Screening sowie im Rahmen der Multiparameter-Analytik in der Endokrinologie.

Einen Einblick in die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der MS in der Proteomik gab Dr. Peter Findeisen (MVZ Labor Dr. Limbach, Heidelberg): Die MALDI-TOF-MS kann beispielsweise zum Nachweis von antimikrobiellen Peptiden (α-Defensinen) in der Infektiologie oder von Paraproteinen in der Hämatoonkologie eingesetzt werden. Vor allem aber erschließen MALDI-TOF und MS-MS das weite Feld der phänotypischen Mustererkennung bei multifaktoriellen Krankheitsbildern.

Prof. Dr. Sören Schubert (LMU München) stellte die MALDI-TOF-MS als wahren „Game Changer“ bei der Identifizierung von Bakterien und Pilzen vor, weil sie die Bearbeitungszeiten im Vergleich zur Kultur von über 12 Stunden auf unter zwei Stunden reduziert. Zudem ermöglicht sie eine schnelle Antibiotika-Resistenztestung.

 

Durchflusszytometrie

Prof. Dr. Ulrich Sack vom Universitätsklinikum Leipzig erläuterte in der dritten Session, die von Prof. Rudolf Gruber (Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München) geleitet wurde, aktuelle Anforderungen und Anwendungsgebiete der Durchflusszytometrie in der Immunologie. Das Spektrum der Tests reicht vom „Immunstatus“ über die simultane Analyse von T-, B- und NK-Zell-Subpopulationen bis hin zur Zelltherapie. Umfangreiche Biomarkerpanels mit mehr als zehn Farben (Labels) sind heute Standard. Sie entwickeln sich so rasch weiter, dass die Hersteller mit der Zertifizierung nach IVDR kaum nachkommen. So liegt die Verantwortung häufig in den Händen der Labore.

Dr. Bernhard Heilmeier (Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg) legte den Fokus auf die Lymphomdiagnostik in der Hämatoonkologie. Hier stehen zahlreiche Marker (z. B. die Leichtkettenrestriktion) und verschiedene Scores (z. B. der Matutes oder der CLL Flow Score) zur Verfügung, die im Rahmen der personalisierten Medizin für die Auswahl der richtigen Therapie von großer Bedeutung sein können.

Dr. Jan Kranich, LMU München, stellte zum Abschluss mit dem Flow Imaging ein Verfahren vor, das die Durchflusszytometrie mit der Hochfrequenz-Mikro­skopie kombiniert. Es ermöglicht beispielsweise die Beurteilung der Phagozytoseaktivität von Zellen sowie eine molekulare und visuelle Analyse des Zellzyklus. Für die Interpretation der umfangreichen Bilddaten ist der Einsatz von maschinellem Lernen erforderlich. Die Nutzung der Programme erfordert umfangreiches Spezialwissen, z. B. die richtigen Features für die komplexen Analysen auszuwählen. Wenn Künstliche Intelligenz in Zukunft die Datenananalyse und die Interpretation der Bilddaten erleichtert, könnte das Flow Imaging bald Teil der Laborroutine werden.

IVD-Symposium On-Demand

Falls Sie das Symposium verpasst haben, können Sie die Aufzeichnungen der einzelnen Sessions bei unserem Partner Streamed Up bis zum Januar 2025 abrufen. Die virtuelle Industrieausstellung können Sie weiterhin auf unserer Webseite besuchen.

 

Zum IVD-Symposium auf Streamed Up

Zur virtuellen Industrieausstellung

Autoren
Prof. Dr. Georg Hoffmann
Trillium GmbH Medizinischer Fachverlag