Alte und neue Bekannte
In diesem Heft treffen wir sowohl bei den Erkrankungen als auch bei den labormedizinischen Methoden auf alte und neue Bekannte. Autoren der Johannes Gutenberg-Universität Mainz berichten über ihre brandaktuellen Forschungsergebnisse zu objektiven Krankheitskriterien für das Post-COVID-19-Syndrom. Dieses ist naturgemäß noch nicht lange bekannt, da auch das SARS-CoV-2-Virus noch nicht lange existiert; die Gruppe der post-infektiösen Syndrome, zu denen es zählt, kennen wir jedoch schon seit über 100 Jahren.
Relativ neu ist wiederum die Erkenntnis, dass das Borna Disease Virus 1 nicht nur beim Pferd, sondern auch beim Menschen schwere Enzephalitiden verursachen kann. Durch die starke Assoziation des Virus an die Zellen im Fehlwirt Mensch ist die direkte Erregerdiagnostik hier eine große Herausforderung.
Altbekannt hingegen ist das Mycobakterium tuberculosis, dessen lange Generationszeit für Diagnose und Resistenztestung zum Ärgernis wird. Abhilfe schafft hier die Genomsequenzierung des Bakteriums, die mit kostenlosen Softwareprogrammen ausgewertet werden kann.
Doch nicht nur in der Mikrobiologie gibt es neue Erkenntnisse: In der Onkologie nimmt mit der Zahl der Therapieoptionen und -schemata auch der Bedarf an Biomarkern zu. Die Analyse der zirkulierenden Tumor-DNA wird hier sehr wahrscheinlich in Zukunft die Entscheidungsfindung u. a. bei der Therapie des malignen Melanoms unterstützen.
Die aktuellen Vorgaben für die Qualitätskontrolle enthält die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (Rili-BÄK), die das Laborpersonal schon seit dem Jahr 1971 begleitet [1]. In diesem Jahr sind hier Anforderungen für die Präanalytik hinzugekommen.
Im Schwerpunkt Multiplexdiagnostik und der zugehörigen Produktübersicht stoßen wir auf einen bunten Strauß von bewährten und neuen Technologien der Labordiagnostik. Zu den Bewährten gehören sowohl Immunoassays als auch Nukleinsäureamplifikationstechniken. Auch die Massenspektrometrie ist bereits in vielen Bereichen der Labormedizin etabliert und ist z. B. aus dem Neugeborenenscreening oder der Toxikologie nicht mehr wegzudenken. Neu wäre die Anwendung als Ersatz für Immunoassays, oder – gekoppelt mit MALDI-TOF – zum Nachweis von einzelnen, definierten Nukleotidveränderungen. Noch nicht in der Routinediagnostik angekommen ist die Kernspinresonanzspektroskopie (NMR), die mithilfe komplexer metabolischer Signaturen in der Diagnostik ganz neue Wege aufzeigen kann.
Wir sind gespannt, welche der genannten Methoden und Anwendungen in vielleicht gar nicht ganz so ferner Zukunft auch schon zu den alten Bekannten gehören werden.