Biobanken mit enger Anbindung an die Laboratoriumsmedizin
Einhergehend mit den oben genannten Vorteilen haben sich an einer Reihe von universitären Standorten professionelle Biobankstrukturen an laboratoriumsmedizinischen Einrichtungen etabliert, die im Folgenden – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – exemplarisch erwähnt werden sollen.
Hierzu zählt das Biorepository der Integrated Research Biobank (IRB) am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin der Universität Greifswald, in der Biomaterialien, sowohl im Zusammenhang mit epidemiologischen Studien (Gesundheitsstudie Study of Health in Pomerania, SHIP) als auch im Rahmen des Aufbaus von Patientenkohorten (Greifswald Approach to Individualized Medicine, GANI_MED), gewonnen, automatisiert gelagert und über eine Transferstelle für verschiedene Forschungsprojekte zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus ist die IRB an der Organisation des Biobanking im Rahmen der Nationalen Kohorte (NaKo) beteiligt, in der eine Vielzahl von Proben an 18 Standorten in Deutschland unter hochstandardisierten Bedingungen gewonnen, automatisiert aliquotiert und anschließend zu einem Drittel am jeweiligen Standort der Probengewinnung und zu zwei Drittel zentral im Helmholtz Zentrum München in einer hochmodernen, vollautomatisierten Biobank bei sehr tiefen Temperaturen, in der Gasphase über flüssigem Stickstoff, gelagert werden sollen. Darüber hinaus ist die IRB an der Strukturierung und Organisation des Biobankings im Rahmen des Deutschen Zentrums für Herzkreislauferkrankungen (DZHK) beteiligt.
Ein weiteres Beispiel für die Etablierung von Biobanken unter der Federführung der Laboratoriumsmedizin – hier des Instituts für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik des Universitätsklinikums Leipzig – ist die LIFE-Biobank des LIFE-Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen der Universität Leipzig. Mit dem Ziel, neue Ansätze für Prävention, frühzeitige Diagnose und Therapie von Zivilisationserkrankungen zu finden, werden hier Bioproben von Probanden der LIFE-Kohorte in einem gemeinsam mit Industriepartnern neu entwickelten Biobanksystem unter permanenter Einhaltung der Kühlkette, durch Probenhandling bei -100 °C in einer speziellen Workbench, bei -80 °C bzw. -150 °C eingelagert. Parallel zur hochqualitativen Lagerung werden von jedem Studienteilnehmer 60 verschiedene Laborparameter gemessen; zudem wird die Probenqualität bei Langzeitlagerung anhand eines ausgewählten Protein- und Metabolitspektrums überprüft.
Untersuchungen zur Qualitätssicherung sind auch das Ziel einer am Institut für Klinische Chemie der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg aufgebauten Modellbiobank. Diese enthält Proben von Kontrollprobanden und Patienten mit unterschiedlichen Grunderkrankungen, die ganz definierten präanalytischen Bedingungen ausgesetzt und dann unter standardisierten Bedingungen aufgearbeitet und gelagert werden. Ziel dieser Biobank ist es, Qualitätskontrollmarker zu identifizieren, die eine Aussage zur Variabilität von präanalytischen Variablen wie etwa der Probenaufarbeitung und Lagerung ermöglichen. Zusammen mit der Integrierten Biobank Jena (IBBJ) wurde hier vor Kurzem ein gemeinsames, vom BMBF gefördertes, Verbundprojekt zur analytischen Qualitätssicherung von Biobankproben (QK-Marker) gestartet.
Die IBBJ ist eine am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik des Universitätsklinikums Jena seit 2002 etablierte, nach ISO DIN EN 9001:2008 zertifizierte zentrale Biobank, die die Biobanken des Kompetenznetzes Sepsis (SepNet), des Zentrums für Innovationskompetenz (ZIK) Septomics und des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) Sepsis und Sepsisfolgen (Center for Sepsis Control and Care, CSCC) sowie des Forschungscampus InfectoGnostics umfasst. Die IBBJ unterstützt eine Vielzahl multizentrischer klinischer Studien zur Sepsis (VISEP, MAXSEP, SISPCT, HYPRESS) und Pneumonie (PROGRESS), aber auch lokaler Studien (LabALERTS, PredSep, TARGET, TARGET-FN). Sie wird 2016 zu einer Biobank für die gesamte Medizinische Fakultät des Universitätsklinikums Jena ausgebaut.
Die Biobank am Institut für Laboratoriumsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München ist integraler Bestandteil einer vernetzten Biobank-Struktur der Medizinischen Fakultät der LMU mit Schnittmengen zu der Biobank der Stiftung Human Tissue and Cell Research (HTCR) und der neu etablierten zentralen LMU-Med-Biobank. Unterstützt werden hier ausschließlich projektbezogene Sammlungen, wobei das Biobanking über eine eigens entwickelte Studiensoftware betrieben wird, die über ein klinikweites Order-Entry-Modul (Einlagerung von Studien-/Biobank-Proben), ein Online-Modul zur Erfassung klinischer Daten und ein institutsinternes Modul zur Studienverwaltung und Probenlagerung verfügt.
Weitere Strukturen für Liquid-Biobanking bestehen am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin des Universitätsklinikums Regensburg mit einem besonderen Schwerpunkt für das Healthcare Integrated Biobanking sowie am Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Bonn, welches zusammen mit dem Institut für Pathologie die Biomaterialbank des Universitätsklinikums stellt und das Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Köln Bonn unterstützt.