Blutgruppe als Risikofaktor für Thromboembolien
Träger der Blutgruppen A und B haben ein höheres Thromboserisiko als Personen mit Blutgruppe 0. Die Ursache wird im unterschiedlichen Glykosylierungsgrad von Von-Willebrand-Faktor (VWF) und Thrombozytenmembranproteinen vermutet, denn die A- und B-Blutgruppengene kodieren bekanntlich für Glykosyltransferasen; diese modifizieren neben der Antigenität auch die biologische Halbwertszeit von Proteinen. Man findet bei Blutgruppe A, B und AB erhöhte Konzentrationen von Faktor VIII und VWF. Die Protease ADAMTS 13 spaltet die hochmolekularen VWF-Formen bei Blutgruppe 0 effektiver.
In einer aktuellen Studie[1] wurden 100 Patienten mit erstmaliger Lungenembolie über mehrere Jahre beobachtet. Patienten mit Blutgruppe B hatten eine 2,7-fach erhöhte Rezidivrate, Träger der Blutgruppen A und AB wiesen ein normales Risiko auf, und bei Blutgruppe 0 betrug das Risiko im Vergleich zu Nicht-Null nur 20%. Falls sich diese Befunde mit größeren Fallzahlen bestätigen lassen, so muss man wohl die Dauer der Antikoagulation bei Thrombosepatienten von der Blutgruppe abhängig machen.