Dr. Kara Larson, Lexington, Kentucky, USA, und Kollegen analysierten für ihre Übersichtsarbeit retrospektiv die Daten von 14 Studien mit insgesamt 3.328 Patienten, deren Fall in einem molekularen Tumorboard (MTB) besprochen worden war [1]. Für die meist mehrfach vorbehandelten Patienten mit meist fortgeschrittenen Tumorerkrankungen bestanden keine Standardtherapieoptionen mehr. Die in dem Review untersuchten MTBs erfassten und veröffentlichten das klinische Outcome ihrer Patienten – entweder den Clinical Benefit (CB), das Ansprechen und/oder das progressionsfreie oder Gesamtüberleben.
Die eingeschlossenen Untersuchungen waren Beobachtungsstudien und mehrheitlich retrospektiv. Die Größe variierte stark; so lagen die Patientenzahlen zwischen 34 und 2.579. In den meisten Studien wurden für die molekulargenetische Diagnostik größere, meist kommerziell erhältliche Multigen-Panels eingesetzt, die mindestens 300 Gene analysierten. Die Studie mit dem größten analysierten Patientenkollektiv (1.980 Patienten) verwendete allerdings ein nur 37 Gene umfassendes Panel [2]. In zwei Studien wurde ein Whole Exome Sequenc-ing (WES) durchgeführt. Mit einer Ausnahme basierten die Therapieempfehlungen der MTBs auf pathogenen Mutationen.
Meist positive Ergebnisse
Die Häufigkeit, mit der angreifbare Mutationen gefunden wurde, variierte zwischen 36 % und 100 %. Bemerkenswert war, dass nur in der neuesten der 14 Studien die Gesamtmutationslast des Tumors (TMB) als angreifbare Mutation gewertet wurde [3]. Mit wenigen Ausnahmen galt: Je neuer die Studie, umso eher wurden angreifbare Mutationen gefunden, wohl aufgrund der steigenden Zahl an verfügbaren Therapien.
Zwischen 42 % und 100 % der Patienten erzielten durch die aufgrund der MTB-Empfehlung durchgeführten Therapien einen CB. Bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) lag die CB-Rate bei 78 % bzw. 81% [4, 5]. In den Studien, in denen eine Ansprechrate berichtet wurde, betrugen die Gesamtansprechraten auf die vom Tumorboard vorgeschlagene Therapie zwischen 0 % und 67 %. In der einzigen Studie, die für das klinische Outcome gepowert war und eine Kontrollgruppe hatte, zeigten Patienten durch die vom MTB vorgeschlagene zielgerichtete Therapie ein signifikant verbessertes progressionsfreies Überleben gegenüber Patienten, die trotz Analyse des Tumorgewebes konventionell behandelt wurden (HR 0,55; p = 0,005) [6].
Das analysierte Datenmaterial des Reviews – Studienendpunkte, Studienpopulationen, Kriterien für die Therapieempfehlungen des jeweiligen MTB – war heterogen. Insgesamt wurden dennoch überwiegend positive Ergebnisse durch die MTBs beobachtet, so die Autoren. Manko des Reviews sei, dass mangels prospektiver Daten nur retrospektive Studien eingeschlossen werden konnten. Die Generierung prospektiver Daten zum Nutzen von MTBs sei eine wichtige Aufgabe für die Zukunft.
Mascha Pömmerl