Das TNBC ist mit einem hohen Metastasierungs- und Rezidivrisiko, einer hohen Resistenzrate gegenüber einer Chemotherapie sowie einer ungünstigen Prognose für betroffene Frauen assoziiert, erklärte Prof. Andreas Schneeweiss, Heidelberg. Es bestehe ein hoher Bedarf an neuen zielgerichteten Behandlungsansätzen, der mit Sacituzumab Govitecan nun adressiert werden könne.
Sacituzumab Govitecan (Trodelvy®) ist ein First-in-Class ADC, das gegen das Oberflächenantigen Trop-2 (trophoblast cell-surface antigen 2) gerichtet ist, erläuterte Prof. Sibylle Loibl, Frankfurt a. Main. Das ADC besteht aus dem Anti-Trop-2-Antikörper Sacituzumab sowie Govitecan, das sich seinerseits aus einem Linker und dem Topoisomerase-I-Inhibitor SN-38 (aktiver Metabolit von Irinotecan) zusammensetzt. Nach Bindung an Trop-2 und Interna-lisierung wird SN-38 intrazellulär frei-gesetzt, hemmt in der Folge im Nukleus DNA-Reparaturmechanismen und löst auf diese Weise den programmierten Zelltod aus [9].
ASCENT-Studie zeigt relevanten Überlebensvorteil
Die Phase-III-Studie ASCENT prüfte Sacituzumab Govitecan gegen eine Mono-Chemotherapie nach Wahl des Arztes (Eribulin, Capecitabin, Vinorelbin oder Gemcitabin) bei Frauen mit mTNBC. 529 mTNBC-Patientinnen – darunter 468 ohne Hirnmetastasen – erhielten nach Vortherapie mit mindestens zwei Chemotherapie-Regimen 1:1-randomisiert Sacituzumab Govitecan (10 mg pro kg Körpergewicht an Tag 1 und 8 eines 21-tägigen Zyklus) oder die Mono-Chemotherapie. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS) in der Population ohne Hirnmetastasen, relevante sekundäre Endpunkte waren u. a. das PFS und Gesamtüberleben (OS) in der Gesamtpopulation sowie die Sicherheit [2].
Das mediane PFS der Frauen ohne Hirnmetastasen betrug 5,6 Monate unter dem ADC vs. 1,7 Monate unter der Chemotherapie (HR 0,41; 95%-KI 0,32–0,52; p < 0,0001), wobei sich der PFS-Vorteil auch in der Gesamtpopulation der TNBC-Patientinnen zeigte (mPFS 4,8 Monate vs 1,7 Monate; HR 0,43; 95%-KI 0,35–0,54) [2]. Die Frauen profitierten dabei unabhängig von ihrem Alter (< 65, ≥ 65 Jahre), der Anzahl der Vortherapien (2–3 oder > 3) oder einer im Vorfeld verabreichten Immuntherapie [2].
Besonders bemerkenswert: Auch hinsichtlich des medianen OS wurde eine signifikante und klinisch bedeutsame Verbesserung dokumentiert (11,8 Monate vs. 6,9 Monate; HR 0,51; 95%-KI 0,41–0,62) [2]. Eine Verminderung des Mortalitätsrisikos auf etwa die Hälfte – so etwas sehe man in der Onkologie nicht alle Tage, konstatierte Loibl. Bei den weiteren sekundären Wirksamkeits-Endpunkten objektive Ansprechrate (ORR; 31 % vs. 4 %) und der Dauer des Ansprechens (DOR; 6,3 vs. 3,6 Monate) war das ADC der Kontrollbehandlung ebenfalls überlegen [2].
Nebenwirkungen behandelbar
Die häufigsten behandlungsassoziierten unerwünschten Ereignisse (AEs) ab Grad 3 unter dem ADC vs. der Mono-Chemotherapie waren Neutropenie (51 % vs. 33 %), Diarrhö (10 % vs. < 1 %), Leukopenie (10 % vs. 5 %), und Anämie (8 % vs. 5 %). Febrile Neutropenien wurde bei 6 % vs. 2 % beobachtet [2]. Die klinisch relevanten AEs der Grade 3 oder 4 wurden mit etablierten Supportivtherapeutika behandelt und führten laut Loibl nur selten zu Therapieabbrüchen. Die Therapie mit Sacituzumab Govitecan wurde bereits in die aktuellen Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e. V. (AGO), Kommission Mamma, aufgenommen [3].
Claudia Schöllmann