Die Pädiatrische Onkologie ist wie die gesamte Kinder- und Jugendmedizin eine Querschnittsdisziplin, die sich prinzipiell mit allen Organsystemen vom hämatopoetischen System bis zum Gehirn beschäftigen muss und daher besonders auf eine effiziente multidisziplinäre Teamarbeit zwischen vielen verschiedenen Fachgebieten angewiesen ist. Entscheidend ist daher die Betreuung dieser Patienten in spezialisierten Zentren mit definierten Strukturmerkmalen, in denen die gesamte Infrastruktur für Diagnostik, Therapie und Nachsorge (besonders wichtig in dieser Altersgruppe: die Spätfolgen!) verfügbar ist.
Der konsequente Aufbau kooperativer und vernetzter Strukturen zur Erfassung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge pädiatrisch-onkologischer Erkrankungen sowie entsprechende Forschungsanstrengungen haben in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass zumindest in den Industrieländern heute etwa vier von fünf Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen überleben. Entscheidenden Anteil an diesen Erfolgen hat die Tatsache, dass in den deutschsprachigen Ländern heute mehr als 90% aller krebskranken Kinder und Jugendlichen in klinischen Studien bzw. Registern entsprechend den Empfehlungen der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) multimodal und risikoadaptiert behandelt werden. Die besonderen Herausforderungen in der pädiatrischen Onkologie liegen darin, einerseits möglichst alle Kinder mit einer Krebserkrankung zu heilen, andererseits aber die nerwünschten Wirkungen und Spätfolgen der Therapie bei diesen Patienten, die potenziell noch ein langes Leben vor sich haben, möglichst gering zu halten.
Für diesen Schwerpunkt hat sich so viel Material angesammelt, dass im letzten Heft nur die hämatopoetischen Neoplasien (die akuten Leukämien einschließlich der juvenilen myelomonozytären Leukämien und die malignen Lymphome) von Kindern und Jugendlichen behandelt werden konnten. Im vorliegenden Heft beschäftigen sich Michael Frühwald und Mitarbeiter mit den Tumoren des zentralen Nervensystems, den häufigsten soliden Tumoren des Kindes- und Jugendalters. Daten zu diesen Entitäten werden in einem speziellen Register, dem deutschen HIT-Netzwerk (HIrnTumoren) gesammelt, bei dem jährlich bis zu 500 Meldungen von neuen Patienten eingehen.
In einem weiteren Beitrag beschäftigen sich K. Ehlert, G. Henze und H. Lode mit aktuellen Strategien und neuen Entwicklungen auf dem Gebiet der Blastome – Nephroblastome (Wilms-Tumoren), Neuroblastome und Hepatoblastome –, also embryonalen Tumoren, die während der Gewebe- oder Organentwicklung entstehen.
Da das vorliegende Heft primär dem ASH-Kongress in San Diego und dem San Antonio Breast Cancer Symposium gewidmet ist, verweisen wir für weitere Beiträge auf das nächste Heft von Trillium Krebsmedizin. Dort werden noch Sarkome (Osteosarkome, Ewing- und Weichteilsarkome), seltene Tumoren bei Kindern und Jugendlichen sowie das außerordentlich wichtige Gebiet der Spätfolgen nach onkologischer Therapie von Kindern und Jugendlichen einschließlich der Transition – des Übergangs der Betreuung ehemaliger pädiatrisch-onkologischer Patienten zum Internisten – thematisiert werden.