Der mit Abstand wichtigste Risikofaktor für das maligne Mesotheliom ist das Einatmen von Asbestfasern. Eine Früherkennung ist bisher kaum möglich, der Tumor daher fast immer unheilbar und die Überlebensdauer kurz. Arbeitsmediziner an der Ruhr-Universität Bochum haben nun Biomarker im Blut von Patienten identifiziert, die eine im Mittel um ein Jahr frühere Diagnose der Krankheit gestatten und dadurch womöglich die Behandlungsmöglichkeiten verbessern.
Die Wissenschaftler analysierten zehn Jahre lang Blutproben von fast 2.800 Probanden mit benignen Asbestosen. In einer in diese Kohorte eingebetteten Fall-Kontroll-Studie mit 34 Patienten, die später an einem Mesotheliom erkrankten, und 136 gematchten Kontrollen konnten sie die beiden Proteine Calretinin und Mesothelin als Biomarker für die Entwicklung des Malignoms identifizieren: Wurden beide Marker kombiniert, betrug die Sensitivität immerhin 46% – bei einer vorab verlangten Spezifität von 98%. Durch die Suche nach diesen beiden Proteinen im Blut kann also beinahe jedes zweite Mesotheliom rund ein Jahr früher als bisher detektiert werden, und es gibt dabei kaum falsch-positive Fälle. Dadurch lässt sich bei solchen Screening-Tests die psychologische Belastung der Probanden gering halten.
Der große Wert dieser Studie liegt vor allem auch in ihrer prospektiven Natur. Möglicherweise, so die Autoren, kann die Sensitivität des Tests durch den Einschluss weiterer, noch zu identifizierender Marker weiter erhöht werden. Ob die frühere Diagnose sich aber günstig auf die Prognose der Patienten auswirkt, muss in separaten Therapiestudien untersucht werden; das wird nicht zuletzt davon abhängen, ob wirksamere Therapien gegen diesen Tumor entwickelt werden.
Josef Gulden