Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom
(NSCLC) mit hoher PD-L1-Expression im Tumor und ohne Treibermutationen profitieren in der Erstlinie von einer immunonkologischen Therapie mit dem PD-1-Inhibitor Pembrolizumab. In der Phase-III-Studie KEYNOTE-024 konnte das mediane Gesamtüberleben (OS) im Vergleich zur platinbasierten Chemotherapie um mehr als ein Jahr verlängert werden.
Der bisherige Standard für Patienten mit metastasiertem NSCLC war die platinbasierte Chemotherapie, erinnerte Prof. Jürgen Wolf, Uniklinik Köln. Doch die Platin-Doublette zeige oft nur mäßige Wirksamkeit bei gleichzeitig hoher Toxizität, sodass die Patienten im Schnitt weniger als ein Jahr überlebten. Für NSCLC-Patienten mit hohem Expressions-Level von PD-L1 im Tumor verbessert der Einsatz des Checkpoint-Inhibitors Pembrolizumab (Keytruda®) nun die Prognose, wie Daten von KEYNOTE-024 zeigten.
Die Studie untersuchte Pembrolizumab als Monotherapie im Vergleich zu einer platinhaltigen Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und hoher Tumor-PD-L1-Expression (TPS [Tumor Proportion Score] ≥ 50%). Es wurden Patienten unabhängig von der Histologie ihres NSCLC eingeschlossen, jedoch durfte der Tumor keine Mutationen des EGFR- oder des ALK-Gens aufwiesen. In der Pembrolizumab-Gruppe war das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) länger (10,3 vs. sechs Monate; Hazard Ratio 0,5) und die Gesamtansprechrate (ORR) höher als in der Chemotherapie-Gruppe (45% vs. 29%). Darüber hinaus verlängerte Pembrolizumab das Gesamtüberleben (OS) um mehr als ein Jahr im Vergleich zur Chemotherapie (30,0 vs. 14,2 Monate; [1]). Nach median 19 Monaten Follow-up reduzierte sich das Risiko zu versterben unter Pembrolizumab um 37% gegenüber der Chemotherapie (HR 0,63).
Dies sei auch bei einem selektionierten Patientengut als starkes Signal zu werten – für Patienten mit PD-L1-Expression ≥ 50% ohne Treibermutation, die etwa 30% aller NSCLC-Patienten darstellten, sei die Checkpoint-Hemmung mit Pembrolizumab damit neuer Standard in der Erstlinie, kommentierte Wolf. Er betonte, wie wichtig es sei, den PD-L1-Status der Patienten frühzeitig zu ermitteln, und bedauerte, dass dies bei einem Drittel der Patienten noch immer nicht erfolge. „Es ist deutlich vorteilhafter, die Therapie mit Pembrolizumab zu starten und gegebenenfalls später eine Chemotherapie anzuschließen als umgekehrt, wie eine Auswertung des Gesamt-PFS belegte“, so Wolf. Bei Therapie-Start mit Pembrolizumab konnte ein PFS von median 18,3 Monaten erreicht werden, bei umgekehrter Sequenz waren es nur 8,4 Monate.
Susanne Pickl