In den letzten Jahren konnten auf der Basis der molekulargenetischen Charakterisierung des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) zielgerichtete Therapien wie ALK-Inhibitoren entwi-ckelt werden. Doch trotz aller Fortschritte bleibt mit Blick auf das Wirkprofil und die Resistenzlage bei ALK-Inhibitoren der ersten Generation ein hoher medizinischer Bedarf.
Etwa 4–5% der Patienten mit NSCLC weisen eine Mutation, in diesem Fall eine Gentranslokation, im Gen für die anaplastische Lymphom-Kinase (ALK) auf [1]. Diese Genveränderung führt zur Anlagerung des ALK-Gens an ein anderes Gen (meist EML4), wodurch unkontrolliertes Wachstum mit unkontrollierter Zellteilung ausgelöst werden kann. Experten diskutierten im Rahmen der Herbsttagung 2017 der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) die aktuellen Entwicklungen beim ALK-positiven NSCLC und gingen der Frage nach, wie ein längerfristiges Überleben der Patienten erreicht werden kann. Maßgeblich seien hierfür die optimale Nutzung der zur Verfügung stehenden Tyrosinkinase-Inhibitoren sowie ein optimales Management von ZNS-Metastasen. Einen Verbesserungsbedarf sahen die Experten außerdem bei der Sicherheit der Behandlung und der Lebensqualität unter der Therapie, insbesondere weil neue Therapien häufig aufgrund ihrer verbesserten Wirksamkeit länger verabreicht werden können. Davon ausgehend wird sich nach Meinung von Spezialisten der bestehende Therapiealgorithmus in der Behandlung des ALK+ NSCLC in naher Zukunft ändern.
Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang die ALK-Inhibitoren der zweiten Generation wie Brigatinib, das in Studien ein verlängertes progressionsfreies Überleben in der Zweitlinie nach Crizotinib-Vorbehandlung ermöglichte [2]. In den USA hat die Food and Drug Administration (FDA) Mitte 2017 die beschleunigte Zulassung für Brigatinib erteilt. Sie basierte auf den Ergebnissen der Phase-II-Studie ALTA (ALK in Lung Cancer Trial of AP26113; ClincalTrials.gov No. NCT02094573) bei Erwachsenen [3]. Bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) wurde Anfang Februar 2017 ein Zulassungsantrag für Brigatinib zur Anwendung in der Europäischen Union eingereicht. Dieser umfasst den Einsatz des Wirkstoffs bei erwachsenen Patienten mit ALK-positivem NSCLC, die mit Crizotinib vorbehandelt sind.
Bettina Baierl