Mittlerweile ist die Taxan-basierte Chemotherapie essenzieller Bestandteil der medikamentösen Therapie des metastasierten Prostatakarzinoms. Sie kann die Prognose bestimmter Patienten verbessern, ohne die Lebensqualität nachhaltig zu beeinträchtigen – wenn sie zum individuell besten Zeitpunkt und vor allem nicht zu spät zum Einsatz kommt.
Mittlerweile ist bekannt, dass das metastasierte Prostatakarzinom ein sehr heterogener Tumor ist, der mutmaßlich schon bei der Diagnosestellung hormonsensitive ebenso wie hormonresistente Zellklone enthält, erklärte Prof. Dr. Jan Roigas, Berlin. Es sollte deshalb heute nicht mehr mit einer rein endokrinen Systemtherapie behandelt werden, sondern multimodal mit individuell abgestimmten Therapiekonzepten unter frühzeitigem Einschluss einer Chemotherapie. Studien haben gezeigt, dass die Taxan-basierte Chemotherapie bereits im Hormon-naiven, aber auch im kastrationsresistenten Stadium die Prognose der Patienten verbessern kann, ohne ihre Lebensqualität nachhaltig zu beeinträchtigen [1–3].
Kriterien für Chemotherapie-Indikation
Als Kriterien für eine Chemotherapie in der Erst- und Zweitlinie nannte Roigas eine hohe Tumorlast und viszerale Metastasen sowie tumorbedingte Symptome, d. h. Schmerzen, bei asymptomatischen Patienten zudem eine kurze PSA-Verdoppelungszeit und/oder – als Hinweis auf ein entdifferenziertes Karzinom – einen initial hohen Gleason-Score [4]. Bei Patienten mit einer endokrinen Vorbehandlung ist laut Roigas bereits primär eine Chemotherapie indiziert, wenn sie nur kurz auf die Androgen-Deprivation angesprochen haben, d. h. wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass ihr Tumor nicht bzw. wenig hormonsensibel ist [5, 6].
In der kastrationsresistenten Situation (mCRPC) benötigt etwa ein Drittel der Patienten aufgrund einer primären endokrinen Resistenz bereits initial eine Chemotherapie, erläuterte Prof. Dr. Axel Merseburger, Lübeck. Nach Versagen von Docetaxel sei das speziell für diese Situation entwickelte Cabazitaxel (Jevtana®) die Option der Wahl [3]. Diese Sequenz habe den Vorteil, dass sie vom Androgenrezeptor abhängige zelluläre Prozesse inhibiert [7, 8] und dass – im Unterschied zu gegen den Androgenrezeptor gerichteten Substanzen – keine sekundären Resistenzen, insbesondere keine Kreuzresistenz auftritt [9].
Um Therapieresistenzen rechtzeitig zu erkennen, sollten nach europäischem Konsens von Therapiebeginn an etwa alle drei Monate Kontrollen per Bildgebung durchgeführt werden [10]. Nach Versagen einer gegen den Androgenrezeptor gerichteten Therapie ist nach Ansicht der Experten die Sequenz zweier derartiger Therapien auch angesichts der in Studien aktuell belegten Kreuzresistenzen [11] wenig sinnvoll. Vielmehr sollte in einer solchen Situation frühzeitig auf die Chemotherapie gewechselt werden.
Ute Ayazpoor