Für die Therapie des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) stehen derzeit fünf Medikamente zur Verfügung: Docetaxel, Cabazitaxel, Abirateronacetat/Prednison, Enzalutamid und Radium-223. Dass die Taxan-basierte Chemotherapie als essenzieller Bestandteil der medikamentösen Therapie nicht zu spät im Krankheitsverlauf eingesetzt wird, war eine Botschaft der Experten bei einem Satellitensymposium im Rahmen des Urologenkongresses in Dresden.
Kriterien für den Erstlinieneinsatz der Chemotherapie sind demnach eine hohe Tumorlast, viszerale Metastasen und tumorbedingte Symptome wie beispielsweise Schmerzen, erklärte Prof. Dr. Jan Roigas, Berlin. Bei asymptomatischen Patienten sind eine kurze PSA-Verdopplungszeit (< 55 Tage), ein initial hoher Gleason- Score von 8–10, und hohe Werte von LDH und alkalischer Phosphatase Hinweise, dass der bevorzugte Einsatz einer Chemotherapie erwogen werden sollte. Eine kurze Ansprechdauer von weniger als zwölf Monaten auf eine Androgendeprivations- Therapie (ADT) ist ein Indiz für einen nicht bzw. wenig hormonsensiblen Tumor und somit ebenfalls ein Kriterium für die primäre Chemotherapie.
Nach Versagen einer Docetaxel-Therapie ist der Einsatz von Cabazitaxel zu erwägen. Cabazitaxel wurde entwickelt, um eine Resistenz gegen Docetaxel zu überwinden. Wie auch in der ersten Therapielinie sind viszerale Metastasen, hohe Tumorlast, Schmerzsymptomatik, ein initial hoher Gleason-Score, ein schneller Progress und ein kurzes Ansprechen auf die primäre ADT Kriterien, die für den bevorzugten Einsatz der Chemotherapie sprechen. Zudem sind ein Progress unter oder nach Docetaxel, ein kurzes Ansprechen auf die primäre ADT und Resistenzen gegen Therapien, die sich gegen den Androgenrezeptor richten, Entscheidungskriterien zugunsten von Cabazitaxel.
Aufgrund einer primären endokrinen Resistenz benötigt etwa ein Drittel der Patienten mit mCRPC initial eine Chemotherapie. Neben den primären Resistenzen spielen auch sekundäre Resistenzentwicklungen unter endokriner Therapie eine wichtige Rolle. Um Resistenzen rechtzeitig zu erkennen, ist es europäischer Konsens, einmal pro Quartal eine Bildgebung durchzuführen. Ein stabiler PSA-Wert unter endokriner Therapie sei kein Garant für eine Tumorkontrolle, ergänzte Prof. Dr. Axel Merseburger, Lübeck.
Ine Schmale
Satellitensymposium „ONE FITS ALL? Patientenindividuelle Therapieentscheidung beim mCRPC“ im Rahmen der 69. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie am 21.09.2017 in Dresden, unterstützt von Sanofi Genzyme, Frankfurt/ Main.