Für Patienten mit fortgeschrittenem Adenokarzinom des Magens oder des gastro-ösophagealen Übergangs ist das Therapieziel hauptsächlich palliativ: Es gilt, die Überlebenszeit zu verlängern und dabei die Lebensqualität zu erhalten. Der Einsatz des Angiogenese-Hemmers Ramucirumab bietet für diese Patienten in der palliativen Zweitlinie sowohl in Monotherapie als auch in Kombination mit Paclitaxel eine wirksame Therapieoption.
In Deutschland erkranken jährlich 20.000 Menschen neu an einem Magenkarzinom und 18.000 versterben daran, erklärte PD Dr. Sylvie Lorenzen, München. Die Diagnose der anfangs oft symptomlos verlaufenden Erkrankung werde meist spät gestellt, sodass das Karzinom in zwei Drittel aller Fälle bereits lokal fortgeschritten sei. „Etwa 70% aller Patienten mit einem neu diagnostizierten Adenokarzinom des Magens oder des gastro-ösophagealen Übergangs sind bereits Kandidaten für eine palliative Systemtherapie“, sagte Lorenzen. Bei der Zweitlinien-Behandlung des Magenkarzinoms seien die therapeutischen Möglichkeiten häufig schon sehr begrenzt und eine Mono-Chemotherapie oft wenig effizient. Mit Ramucirumab (Cyramza®), einem Antikörper gegen den Typ-2-Rezeptor des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors (VEGFR-2), steht eine zielgerichtete Therapie in der Zweitlinie zur Verfügung, mit der ein signifikanter Überlebensvorteil mit und ohne Paclitaxel gezeigt werden konnte.
In der multizentrischen Phase-III-Studie RAINBOW wurden 665 Patienten mit metastasierten Adenokarzinomen des Magens oder gastro-ösophagealen Übergangs eingeschlossen, die nach oder während einer platinbasierten Erstlinientherapie fortgeschritten waren [1]. Mit Paclitaxel plus Ramucirumab konnten im Vergleich zum Kontrollarm (nur Paclitaxel) sowohl Gesamtüberleben (OS: 9,6 vs. 7,4 Monate; Hazard Ratio 0,81) als auch medianes progressionsfreies Überleben (PFS: 4,4 vs. 2,9 Monate; HR 0,63) signifikant verlängert werden. Zudem erreichten signifikant mehr Patienten unter der Kombination ein objektives Therapieansprechen als im Plazebo-Arm (28% vs. 16%; p = 0,0001)
Das Verträglichkeitsprofil von Ramucirumab war vergleichsweise gut, und die Lebensqualität wurde unter der Kombination Ramucirumab/Paclitaxel besser bewertet als unter Chemotherapie allein: In 14 der 15 Skalen des EORTC QLQ-C30-Fragebogens schnitt die Kombination besser ab als der Paclitaxel-Arm, berichtete Lorenzen.
Die Phase-III-Studie REGARD konnte belegen, dass Patienten mit einem fortgeschrittenen Adenokarzinom des Magens oder des gastro-ösophagealen Übergangs auch von einer Monotherapie mit Ramucirumab plus bestmöglicher supportiver Therapie (BSC) in der Zweitlinie profitieren [2]. Unter der Behandlung mit Ramucirumab plus BSC verlängerte sich die Dauer des OS im Vergleich zu BSC allein signifikant (5,2 vs. 3,8 Monate; HR 0,776). Eine Metaanalyse zur Wirksamkeit der Zweitlinientherapie beim Magenkarzinom habe gezeigt, dass die Kombination aus Ramucirumab und Paclitaxel die effektivste Therapieform sei, schloss Lorenzen [3].
Susanne Pickl