Die Therapie des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, durch die Einführung zunächst von zielgerichteten Inhibitoren, etwa des EGF-Rezeptors oder der ALK-Kinase, und sodann von Immuncheckpoint-Inhibitoren. Die Entwicklung geht weiter, sowohl zu früheren Stadien des NSCLC als auch zur Therapie anderer Lungentumoren, v. a. des kleinzelligen Lungenkarzinoms (SCLC) und des malignen Pleuramesothelioms.
Die Wirkung der Checkpoint-Inhibitoren beruht vor allem auf der Aktivierung des Immunsystems: Dieses kann insbesondere Tumoren mit hoher Mutationsrate – wie z. B. solche der Lunge – sehr effizient bekämpfen, wenn man die Hemmung von T-Lymphozyten durch Checkpoint-Mechanismen aufhebt, so Luis Paz-Ares, Madrid. Erfolgreich ist dieser Ansatz mit den PD-1-Inhibitoren Nivolumab, Pembrolizumab und Atezolizumab bei vorbehandelten, PD-L1-exprimierenden Tumoren verwirklicht worden. In der Erstlinientherapie ist Pembrolizumab (Keytruda®) als bisher einziger Checkpoint-Inhibitor zur Behandlung von Patienten zugelassen, deren Tumoren PD-L1 in mindestens der Hälfte aller Zellen exprimieren. In einer Reihe von Phase-III-Studien, so Paz-Ares, werden derzeit neue Strategien erprobt, in denen Checkpoint-Inhibitoren mit Chemotherapie oder mit anderen immunologischen oder zielgerichteten Therapien wie beispielsweise Epacadostat, einem Inhibitor der Indolamin-2,3-Dioxygenase, kombiniert werden.
Über weitere Entwicklungen berichtete er ebenfalls: Zum einen werden Checkpoint-Inhibitoren in früheren Stadien beim NSCLC getestet, beispielsweise Pembrolizumab in der Phase-III-Studie PEARLS zur adjuvanten Therapie von Patienten mit R0-reseziertem NSCLC der Stadien IB–IIIA. Auch Studien zur neoadjuvanten Therapie laufen bereits.
Beim fortgeschrittenen kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC, extensive stage) wird Pembrolizumab nach vielversprechenden Vorstudien in der randomisierten KEYNOTE-604-Studie in Kombination mit einer platinbasierten Doublette mit der Chemotherapie alleine verglichen. Auch die Kombination aus Nivolumab und Ipilimumab konnte in einem nicht-randomisierten Vergleich das Gesamtüberleben gegenüber der alleinigen Nivolumab-Therapie verlängern, wenn auch um den Preis einer höheren Toxizität. Der Ansatz wird derzeit in einer randomisierten Folgestudie weiteruntersucht.
Und schließlich bewirkte Pembrolizumab in einer Phase-I-Studie beim malignen Pleuramesotheliom eine Ansprechrate von 20% und eine 1-Jahres-Überlebensrate von rund 60%. Es scheint, als ob die PD-L1-Expression auch hier eine Chance auf besseres Ansprechen und längeres Überleben vorhersagen könnte.
Satellitensymposium „Setting a new standard of care in advanced lung cancer“ beim ESMO-Kongress 2017 am 09.09.2017 in Madrid, unterstützt von MSD Oncology.