Ibrutinib ist der erste orale Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor (BTKi), der zur Therapie der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) zugelassen ist. Die Kinase ist Bestandteil des B-Zell-Rezeptor-Signalweges, der u. a. bei CLL pathologisch aktiviert ist.
Aktuell ist Ibrutinib als Einzelsubstanz für die Behandlung erwachsener therapienaiver CLL-Patienten zugelassen. Das gilt auch für Patienten mit hohem genetischem Risiko durch 17p-Deletion oder TP53-Mutation. In Kombination mit Bendamustin und Rituximab (BR) wird der TKI in der Behandlung erwachsener CLL-Patienten eingesetzt, die mindestens eine vorangegangene Therapie erhalten haben.
Die Therapie mit Ibrutinib führt anfangs zu einer Lymphozytose, weil in dieser Phase Leukämiezellen aus den lymphatischen Geweben ausgeschwemmt werden. Die zugelassene Dosierung von Ibrutinib beträgt bei CLL 420 mg pro Tag.
Therapie-naive CLL-Patienten
Prof. Dr. Stephan Stilgenbauer, Klinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums Ulm, stellte Daten zur Monotherapie mit Ibrutinib vor. In der Phase-III-Studie RESONATE-2 wurde die Wirksamkeit des oralen BTK-Inhibitors im Vergleich zu Chlorambucil bei 269 nicht vorbehandelten CLL-Patienten im Alter von mindestens 65 Jahren und ohne 17p-Deletion untersucht. Der primäre Endpunkt war die progressionsfreie Überlebenszeit (PFS). Nach 24 Monaten waren im Ibrutinib-Arm 89% der Patienten progressionsfrei am Leben, im Chlorambucil-Arm 34% (Hazard Ratio 0,16; 95%-Konfidenzintervall 0,074–0,198; p < 0,0001).
Sekundäre Endpunkte waren u. a. Gesamtansprechrate (ORR) und Gesamtüberleben (OS; [1]). Die OS-Rate war unter Ibrutinib nach 24 Monaten signifikant höher als unter Chlorambucil (98% vs. 85%; HR 0,16; p = 0,001). Auch die ORR war unter Ibrutinib signifikant höher als unter Chlorambucil (86% vs. 35%; p < 0,001).
Als schwere Nebenwirkungen der Ibrutinib-Monotherapie wurden Neutropenie, Anämie, Pneumonie und Diarrhö dokumentiert. Außerdem muss mit intrakutanen Blutungen und Vorhofflimmern gerechnet werden.
Therapie nach Rezidiv
In Kombination mit Bendamustin und Rituximab (BR) ist Ibrutinib zugelassen für die Behandlung erwachsener Patienten mit CLL, die mindestens eine vorangehende Therapie erhalten haben [2]. Prof. Dr. Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie am Klinikum München-Schwabing beschrieb die Therapiestrategie bei den vortherapierten Patienten. In einer randomisierten doppelblinden Phase-III-Studie bekamen insgesamt 527 Patienten BR und dazu entweder Ibrutinib oder Plazebo. Die Zugabe von Ibrutinib resultierte in signifikant besseren Therapieergebnissen [2]. Das 24-Monats-PFS war unter Ibrutinib + BR im Vergleich zu Plazebo + BR signifikant besser (79% vs. 24%; p < 0,0001). Patienten mit einer 17p-Deletion oder TP53-Mutation profitieren fast genauso wie Patienten ohne diese Risikofaktoren [2]. Das Nebenwirkungsspektrum entsprach dem in der Monotherapie-Studie [1]. Zusätzliche Nebenwirkungen traten nicht auf.
Maren Mundt