Das klinische Portfolio des global tätigen biopharmazeutischen Unternehmens Incyte umfasst derzeit 17 Entwicklungskandidaten, die gegen 14 verschiedene molekulare Angriffspunkte gerichtet sind. Über seine Niederlassung Incyte Biosciences Deutschland, mit Sitz auf dem Wissenschaftscampus Martinsried bei München, forciert es nun seine Entwicklungsanstrengungen auch in Deutschland. Mehr als 20 geplante oder bereits rekrutierte klinische Prüfungen sollen an bis zu 130 verschiedenen Universitäts- und Forschungseinrichtungen realisiert werden.
Peter Mutzenbecher, General Manager von Incyte Biosciences Deutschland, hebt das Potenzial zukünftiger Therapiekombinationen in der Immunonkologie hervor, das heißt von Kombinationen solcher Therapien, die auf unterschiedlichem Wege das eigene Immunsystem zur Krebsbekämpfung ertüchtigen. Unter den fünf aussichtsreichsten Substanzen (Tab. 1) sticht Epacadostat heraus, ein experimenteller selektiver Hemmer des Enzyms Indolamin-2,3-Dioxygenase 1 (IDO1), der zurzeit in zahlreichen Studien in Kombination mit Immuncheckpoint-Inhibitoren geprüft wird.
Die Herausforderung in der Immunonkologie ist laut Dr. Norbert Marschner, Freiburg, eine neue Balance zwischen zu starker und zu geringer Immunantwort zu finden, also ko-stimulatorische und ko-inhibitorische Kontrollpunkte so zu beeinflussen, dass das Immunsystem möglichst zuverlässig zwischen „fremd“ und „selbst“ unterscheiden kann. Die Onkologie werde zukünftig zunehmend biologisch und weniger toxisch ausgerichtet sein, so Marschner: „Viele Medikamente, die heute gegeben werden, werden in die Geschichtsbücher einkehren.“
Die neuen Möglichkeiten der Immuntherapie würden aber zunehmend „finanzielle Toxizität“ verursachen: „Wie wir uns das leisten wollen, ist noch unklar“, allerdings würden die Fixkosten in den nächsten 15 Jahren stark sinken, sodass sich die Kosten für Diagnostik und Medizin wieder normalisieren könnten. Marschner kritisierte, dass die Krankheitskosten immer nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht betrachtet würden. Eine volkswirtschaftliche Herangehensweise wäre zielführender, denn wenn beispielsweise ein gut ausgebildeter Patient stirbt, verursache das unter dem Aspekt der Gesamtkosten großen Schaden.
Epacadostat: Kombinationspartner für Immuntherapien
Mit dem IDO1-Inhibitor Epacadostat befinde sich ein Feinregulator in der Entwicklung, so Marschner, dessen Wirksamkeit und Sicherheit in Kombination mit Immuntherapien im ECHO-Studienprogramm nachgewiesen werden sollen. In einarmigen Studien wurde die Durchführbarkeit einer Kombination von Epacadostat mit Checkpoint-Inhibitoren bei fortgeschrittenem Melanom, NSCLC, Nierenzellkarzinom, Kopf-Hals-Tumoren und Blasenkarzinom und eine Erhöhung der Ansprechraten gegenüber der Monotherapie mit Checkpoint-Inhibitoren nachgewiesen. Derzeit läuft eine klinische Phase-III-Studie zur Kombination mit Pembrolizumab beim fortgeschrittenen Melanom; weitere Studien zum Blasen- und Nierenzellkarzinom, zu Plattenepithelkarzinomen von Kopf und Hals sowie zum NSCLC werden folgen. Außerdem wird Epacadostat in Kombination mit Nivolumab bei verschiedenen soliden Tumoren geprüft; so sind Phase-III-Studien bei NSCLC und Kopf-Hals-Tumoren vorgesehen. Und zusammen mit dem PD-L1-Inhibotor Durvalumab wird der IDO1-Inhibitor in einer Phase-III-Studie beim fortgeschrittenen, inoperablen NSCLC untersucht werden.
Erste Phase-III-Ergebnisse zum progressionsfreien Überleben werden im ersten Halbjahr 2018 erwartet. Ziel ist es laut Mutzenbecher, im Jahr 2018 in Deutschland 50 klinische Zentren zu gewinnen, die an der Entwicklung von Epacadostat mitarbeiten. Außerdem sei eine Kooperation mit betroffenen Patientenorganisationen elementar.
Martin Hoffmann
Fachpressekonferenz „Incyte Corporation stellt sich vor: Incyte Biosciences Germany GmbH“, am 08.11.2017 auf dem Wissenschaftscampus Martinsried bei München, veranstaltet von Incyte Biosciences