Welche aktuellen Entwicklungen gibt es bei zielgerichteten Therapien für Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (RCC) und welche Rolle spielen Kombinationstherapien v. a. ab der Zweitlinie? Diese und andere Fragen wurden auf einem Symposium im Rahmen des DGU-Kongresses 2017 diskutiert.
Beim fortgeschrittenen RCC sind die Überlebenschancen v. a. nach Versagen einer gegen den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) gerichteten Erstlinientherapie begrenzt. Eine Erweiterung der Therapieoptionen für diese Patienten bietet die Einführung des Multikinase-Inhibitors Lenvatinib (Kisplyx®), der in der Phase-II-Studie 205 (n = 153) in Kombination mit der bisherigen Zweitlinien-Standardtherapie Everolimus das mediane progressionsfreie Überleben (PFS, primärer Studienendpunkt) gegenüber einer Everolimus-Monotherapie um 9,1 Monate signifikant verlängern konnte (14,6 vs. 5,5 Monate), so PD Dr. Gunhild von Amsberg, Hamburg [1]. Dabei profitierten alle untersuchten Subgruppen von der Kombinationstherapie – der klinisch relevante PFS-Vorteil war unabhängig von der initialen Tumorgröße, dem Ort der Metastasierung oder dem Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSKCC)-Score [2]. Zudem zeigte sich, dass sich bei kombinierter Anwendung die Anti-Tumor-Aktivitäten beider zielgerichteter Substanzen ergänzen, worin vermutlich die hohe Wirksamkeit dieser Kombinationstherapie begründet ist [3, 4]. Denn Lenvatinib und Everolimus hemmen eine Vielzahl von Faktoren und Signalwegen, die für das Krebswachstum verantwortlich sind, und unterdrücken nicht nur die Vermehrung und das Wachstum der Tumorzellen per se, sondern stören auch deren Energiehaushalt und hemmen die Bildung neuer Blutgefäße, die der Tumor zu seiner Versorgung benötigt. Die synergistische Wirkung von Kombinationstherapien sei eine wichtige Rationale für deren Einsatz beim RCC und begründe letztlich, warum Kombinationstherapien im Mittelpunkt der klinischen Forschung stünden, so Prof. Dr. Thomas Steiner, Erfurt.
Die Wirkstoffkombination aus Lenvatinib und Everolimus, die seit August 2016 in der Europäischen Union für die Behandlung von Erwachsenen mit fortgeschrittenem RCC nach einer VEGF-gerichteten Vorbehandlung zur Verfügung steht [5], wird nun auch hinsichtlich ihrer Eignung als Erstlinientherapie überprüft, so Steiner weiter. In einer multizentrischen, randomisierten Phase-III-Studie (Studie 307) werden seit Oktober letzten Jahres Patienten mit fortgeschrittenem RCC und ohne systemische Vortherapie randomisiert und erhalten als Erstlinientherapie eine Kombination aus Lenvatinib und Everolimus bzw. aus Lenvatinib und Pembrolizumab oder eine Monotherapie mit Sunitinib. Als primärer Endpunkt wurde das PFS definiert. Sekundäre Parameter sind u. a. die objektive Ansprechrate, das Gesamtüberleben, das Auftreten therapiebedingter Nebenwirkungen sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Die Studie wird voraussichtlich im Jahr 2020 abgeschlossen sein, die Komplettierung aller PFS-Daten wird für 2019 erwartet [6].
Bettina Baierl