Bei einem metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) mit keiner oder milder Symptomatik ist eine sekundäre Hormonmanipulation zunächst eine der bevorzugten Therapieoptionen, erläutert Prof. Dr. Kurt Miller, Berlin, auf einer Pressekonferenz am Rande des DGU-Kongresses in Dresden. Dafür stehen Abirateronacetat und Enzalutamid zur Verfügung. In einer laufenden prospektiven Phase-II-Studie werden erstmals sowohl die beiden antihormonellen Wirkstoffe direkt miteinander verglichen als auch deren optimale Sequenz – zuerst Abirateron oder Enzalutamid? – untersucht.
Gemäß einer Interimsanalyse von sekundären Endpunkten dieser Studie mit 202 mCRPC-Patienten, die beim ASCO-Kongress 2017 präsentiert wurde, so Miller, stellte sich nach zwölf Wochen unter Abirateron (Zytiga®) plus Prednison/Prednisolon im Vergleich zu Enzalutamid zwar bei weniger Patienten ein Abfall des PSA-Wertes um mindestens 50% ein (55% vs. 77%; p = 0,0012), doch bei der medianen Zeit bis zur bestätigten PSA-Progression wurde kein signifikanter Unterschied gemessen [1].
Bezüglich der Verträglichkeit zeigten sich in dieser Studie jedoch Differenzen in den Items Lebensqualität (Functional Assessment of Cancer Therapy-Prostate; FACT-P), Kognition (Montreal Cognitive Assessment; MoCA) und Depressivität (Patient Health Questionnaire: Depressionsscore; PHQ-9). Innerhalb von zwölf Wochen verbesserte sich die Lebensqualität im Abirateron/P-Arm (von 115 auf 129 Punkte, n = 79), während sie sich im Enzalutamid-Arm nicht änderte (p = 0,01). Die Depressivität verschlechterte sich unter Enzalutamid im Vergleich zu Abirateron/P bei signifikant mehr Patienten (23% vs. 6%; p = 0,003), und hinsichtlich der Kognition hatten unter Enzalutamid mehr Patienten Einbußen zu verzeichnen (13% vs. 5%, p = 0,06; [2]).
Bei ähnlicher Wirksamkeit gibt nach bisheriger Datenlage sicherlich die jeweilige individuelle Verträglichkeit den Ausschlag, für welches Präparat sich der Patient entscheidet, konstatierte Miller. „Aber wir erwarten mit großem Interesse die nächste Auswertung dieser Studie, die ja darauf angelegt ist, den Therapiestart mit Abirateronacetat, gefolgt von Enzalutamid, mit der umgekehrten Sequenz zu vergleichen“, betont der Urologe. Denn man sollte möglichst mit der Therapie beginnen, nach der Folgetherapien so wirksam wie möglich bleiben, „um über mehrere Therapielinien hinweg eine möglichst gute Effektivität zu erzielen.“
Reimund Freye