In der Zweitlinientherapie des fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) sind Checkpoint-Inhibitoren heute bereits eine etablierte, in Leitlinien empfohlene Option. Jetzt werden neue Kombinationsstrategien und der Einsatz von PD-1-Inhibitoren in früheren Tumorstadien geprüft.
Zum fortgeschrittenen NSCLC gibt es mittlerweile 5-Jahres-Daten zu Nivolumab (Opdivo®), informierte Prof. Dr. Martin Reck, Großhansdorf: Aus der CheckMate-003-Studie wurde über eine 5-Jahres-Überlebensrate von 16% berichtet, die historische Daten nach Recks Worten deutlich übertrifft.
Auch Phase-3-Studien zur Zweitlinientherapie mit Nivolumab beim NSCLC haben inzwischen ein beachtliches Follow-up: In CheckMate-017, die Patienten mit Plattenepithelkarzinomen der Lunge einschloss, wurde eine 3-Jahres-Überlebensrate von 16% erreicht, fast dreimal so hoch wie unter der Referenztherapie mit Docetaxel (6%). In der Studie CheckMate-057 beim NSCLC von nicht-plattenepithelialer Histologie lag die 3-Jahres-Überlebensrate unter Nivolumab bei 18%, im Vergleichsarm mit Docetaxel mit nur 9% lediglich halb so hoch. Zudem zeichnet sich die Checkpoint-Blockade mit Nivolumab durch eine im Vergleich zum Taxan erheblich bessere Verträglichkeit und in der Folge auch durch eine verbesserte Lebensqualität aus.
In laufenden Studien wird die immunonkologische Therapie intensiv weiter untersucht – im Rahmen von Kombinationstherapien, aber auch in früheren Tumorstadien. So verglich CheckMate-012 die Nivolumab-Monotherapie mit der Kombination Nivolumab/Ipilimumab (Yervoy®) in zwei Dosierungen in der Erstlinie. „Die Studie liefert ein klares Signal zugunsten der Kombination, wobei Patienten mit hoher PD-L1-Expression (≥ 50%) die höchsten Responseraten mit 92% in den Kombinationsarmen und 50% unter Nivolumab allein zeigten“, so Reck. Die 2-Jahres-Überlebensraten liegen im Gesamtkollektiv bei 49% bzw. 44%, bei hoher PD-L1-Expression (≥ 50%) sogar bei 62% bzw. 75%. Als wichtig erachtet Reck künftig die Identifizierung optimaler Dosierungen von Nivolumab und Ipilimumab in der Kombination, um Patienten nicht einer zu hohen Toxizität auszusetzen.
Ein weiterer Ansatz zur Steigerung der Effektivität sind Kombinationen von PD-1-Inhibitoren mit einer Chemotherapie. Auch hier liefert CheckMate-012 erste interessante Daten mit Ansprechraten zwischen 33% und 47% je nach Platin-Doublette. Als ermutigend wertete Reck die Überlebensdaten mit 1-Jahres-Raten von 50–87% und 2-Jahres-Raten zwischen 25% und 62%. Dieser kombinierte Ansatz wird jetzt in der Phase-III-Studie CheckMate-227 weiter evaluiert: Verglichen werden Kombinationen von Nivolumab mit einer an die jeweilige Histologie angepassten platinbasierten Chemotherapie versus die alleinige Chemotherapie. Außerdem werden Vierfach-Regimes mit Nivolumab/Ipilimumab plus Platin-Doublette untersucht. Beim frühen NSCLC wird die kombinierte Immuntherapie mit Nivolumab/Ipilimumab gegen eine Standardchemotherapie im neoadjuvanten Setting geprüft (CheckMate-816).
Satellitensymposium „Clinical Considerations in Lung and Head & Neck Cancers: Where Are We Now and Where Are We Going” im Rahmen des ESMO Congress in Madrid am 09.09.2017, unterstüzt durch Bristol-Myers Squibb, München.