HPV-Testung oder Zytologie beim Zervixkarzinom-Screening? Die Frage ist nach wie vor virulent, aber eine sehr sorgfältig gemachte, randomisierte kanadische Studie mit fast 20.000 Teilnehmerinnen zeigt nun überzeugend, dass der HPV-Test sensitiver ist und dass sich damit zumindest mittelfristig der Anteil an zervikalen intraepithelialen Neoplasien signifikant reduzieren lässt.
Das Zervixkarzinom-Screening ist in entwickelten Ländern eine der am meisten verbreiteten Vorsorgeuntersuchungen, und mithilfe strukturierter Programme konnten dort Morbidität und Mortalität durch diesen Tumor deutlich gesenkt werden. Dennoch sind alleine in den USA im Jahr 2017 mehr als 4.000 Frauen daran verstorben, sodass Anstrengungen zur weiteren Verbesserung des Screenings in jedem Fall gerechtfertigt sind – zumal die protektiv wirkende Impfung von Mädchen gegen humane Papillomviren (HPV) in der Fläche nur langsam voranzukommen scheint. Die zu fast 100% virale Genese des Zervixkarzinoms bietet möglicherweise auch die Chance, Screening-Programme noch effektiver zu machen, denn der Nachweis des HPV-Genoms scheint sensitiver zu sein als die Zytologie. Fachgesellschaften wie die ASCO fordern allerdings zusätzliche Studien, in denen die alleinige HPV-Testung bei mehreren konsekutiven Terminen ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellt.
Genau das war der Schwerpunkt der soeben publizierten randomisierten kanadischen Studie HPV FOCAL, in die im Rahmen eines organisierten Screening-Programms von 2008 bis 2012 über 19.000 Frauen eingeschlossen wurden. Sie durften in den vergangenen fünf Jahren anamnestisch keine zervikale intraepiteliale Neoplasie vom Grad 2 oder höher (CIN2+) und kein invasives Zervixkarzinom, sowie in den zurückliegenden zwölf Monaten auch keinen Papanicolaou-Test gehabt haben. Die Hälfte der Frauen wurde randomisiert, im Interventions-Arm eine HPV-Testung zu erhalten und im Fall eines negativen Ergebnisses nach vier Jahren wieder einbestellt. Im Kontrollarm wurden die Probandinnen mittels Dünnschicht-Zytologie getestet. Bei negativem Resultat wurde dieser Test nach zwei Jahren wiederholt; war er dann wieder negativ, so wurden die Frauen nach wiederum zwei Jahren erneut einbestellt. Zu diesem Zeitpunkt, also vier Jahre nach Randomisierung, wurde bei allen sowohl der HPV-Test als auch die Dünnschicht-Zytologie durchgeführt. Bei jedem positiven Befund erfolgte eine standardisierte Triage und Kolposkopie.
Mehr als 85% aller Probandinnen absolvierten die Untersuchungen zu allen Zeitpunkten. In der ersten Untersuchungsrunde wurden im Interventions-Arm um 61% mehr CIN3+-Läsionen gefunden. Primärer Endpunkt war die kumulative Inzidenz von CIN3+-Läsionen vier Jahre nach Randomisierung, und hier war der HPV-Test deutlich überlegen: Mit 2,3 Fällen pro 1.000 Teilnehmerinnen waren solche Befunde hier nur etwa halb so häufig wie im Kontrollarm (5,5 Fälle/1.000; Risk Ratio 0,42; 95%-Konfidenzintervall 0,25–0,69). Ähnliches galt für den sekundären Endpunkt, die Inzidenz von CIN2+-Läsionen: 5,0 versus 10,6/1.000 Teilnehmerinnen (RR 0,47; 95%-KI 0,34–0,67).
Diese Befunde belegen eindrucksvoll, dass die primäre HPV-Testung zervikale Neoplasien früher und präziser detektieren kann als die Zytologie, wodurch sich die Häufigkeit neuer Nachweise nach vier Jahren etwa halbieren lässt. Um die langfristigen klinischen Auswirkungen und die Kosteneffektivität genauer beurteilen zu können, sind freilich weitere Untersuchungen erforderlich.