NSCLC und Urothelkarzinom: Neue Optionen aus der Immunonkologie
Immuntherapeutika wie die Inhibitoren des PD-1-Immuncheckpoint-Moleküls (Programmed Cell Death 1) gelten zunehmend als vielversprechende Behandlungsoptionen, die bei verschiedenen Tumorentitiäten bereits eingesetzt werden. Über den Nutzen von Pembrolizumab (Keytruda®; [1]) beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) und Urothelkarzinom diskutierten Experten auf der DGHO-Frühjahrstagung 2018 in Berlin.
Die Fortschritte bei der differenzierten Diagnostik und Behandlung des Lungenkarzinoms haben insbesondere für Patienten mit NSCLC das Therapiespektrum vergrößert. Mit Pembrolizumab steht für Patienten im Stadium IV nun auch ohne chemotherapeutische Vorbehandlung eine immunonkologische Therapie zur Verfügung, die bereits Eingang in die aktuelle S3-Leitlinie zur „Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“ gefunden hat [2]. Voraussetzung für den Einsatz von Pembrolizumab beim fortgeschrittenen NSCLC ist ein histochemischer Nachweis, dass der Tumor PD-L1 exprimiert. Bei therapienaiven Patienten mit metastasierendem NSCLC ist ein TPS (Tumor Proportion Score) von mindestens 50% nachzuweisen. Außerdem sind EGFR- oder ALK-positive Tumormutationen vorab auszuschließen [1]. Im 2-Jahres-Follow-up der zulassungsrelevanten Studie zur Erstlinientherapie (KEYNOTE-024; [3]) verlängerte die Pembrolizumab-Monotherapie das mediane Gesamtüberleben bei solchen Patienten im Vergleich zu einer Platin-haltigen Chemotherapie um mehr als das Doppelte (30,0 vs. 14,2 Monate).
Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem Urothelkarzinom stehen nach wie vor nur begrenzte Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, wenn die derzeitige Standardversorgung, d. h. eine platinhaltige Chemotherapie, für sie nicht infrage kommt oder eine solche Chemotherapie fehlgeschlagen ist. Für diese zwei Indikationen hat sich mit der Zulassung von Pembrolizumab das Behandlungsspektrum erweitert: Bei Patienten, die nicht für eine Cisplatin-basierte Therapie geeignet sind, wurde in der Phase-II-Studie KEYNOTE-052 [4] unter Pembrolizumab eine Gesamtansprechrate (ORR) von 29% erzielt (mediane Nachbeobachtungszeit 9,5 Monate). Die Zulassung für Patienten nach Versagen einer platinbasierten Therapie beruht auf den Daten der Phase-III-Studie KEYNOTE-045 [5]. Im Vergleich zur Zweitlinien-Chemotherapie mit Paclitaxel, Docetaxel oder Vinflunin wiesen Patienten unter Pembrolizumab nach median 22,5 Monaten Nachbeobachtung eine signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens (OS) auf – unabhängig von der PD-L1-Expression.
Derzeit laufen weitere Studien, die den Stellenwert des PD-1-Inhibitors u. a. auch in Kombinationstherapien bestimmen sollen.
Bettina Baierl