mCRPC: Wahl der Therapiesequenz beeinflusst PSA-Ansprechen

Patienten mit nicht oder leicht symptomatischem, metastasiertem, kastrataionsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC) sollten leitliniengerecht in der Erstlinie entweder mit dem steroidalen Androgenbiosynthese-Inhibitor Abirateron (Zytiga®) in Kombination mit Prednison/Prednisolon (Abi/P) oder dem Androgenrezeptor-Blocker Enzalutamid (Enza) behandelt werden. Nun liefern aktuelle Daten aus einer randomisierten Phase-II-Studie erstmals Hinweise da­rauf, dass das Ansprechen, ermittelt anhand des PSA-Abfalls, insgesamt besser ist, wenn Abi/P in der Erstlinie gewählt wird, gefolgt von Enza in der Zweitlinie.

 

Prof. Dr. Jürgen Gschwend, München, betonte, dass Abi und Enza sehr wirksame Medikamente für Patienten mit mCRPC darstellen, aber auch hohe Kosten verursachen. „Deshalb wollen wir wissen, was sie in der Sequenz bringen“, so Gschwend. Verschiedene retrospektive Analysen sowie eine Phase-IV-Studie hätten in den vergangenen Jahren bereits Hinweise geliefert, dass die Sequenz Abi/P → Enza im Vergleich zu Enza → Abi/P mit einem verlängerten kombinierten PSA-basierten progressionsfreien Überleben (kombiniertes PSA-PFS) über Erst-und Zweitlinie sowie mit einem besseren PSA50-Ansprechen in der Zweitlinie einherging.

Nun wurden bei der diesjährigen ASCO-Jahrestagung in Chicago die Daten einer Phase-II-Studie mit insgesamt 202 Patienten mit progredientem mCRPC vorgestellt, die diese Ergebnisse untermauerten [1]. Die Patienten erhielten nach 1 : 1-Randomisierung täglich entweder Abi/P (1.000/10 mg) oder Enza (160 mg). Nach PSA-Progress oder bei inakzepta­bler Toxizität wurde auf das jeweils andere Medikament geswitcht. Ko-primäre Endpunkte waren die PSA-Ansprechrate in der zweiten Therapielinie und das kombinierte PSA-PFS.

Laut Gschwend war die Sequenz Abi/P → Enza der umgekehrten Sequenz hinsichtlich des PSA50-Ansprechens signifikant überlegen (31% vs. 4%, p < 0,001). Zudem zeigte sich ein Trend hin zu einem längeren kombinierten PFS und kombinierten PSA-PFS. Die mediane Zeit bis zur PSA-Progression in der Zweitlinie war für Zweitlinien-Enza signifikant länger als für Zweitlinien Abi/P (2,7 vs. 1,3 Monate; p < 0,001). Beim Gesamtüberleben (OS) zeigte sich ebenfalls ein Trend zugunsten der Sequenz Abi/P → Enza (Medianwert noch nicht erreicht vs. 24,3 Monate), doch müssten hier noch längere Follow-up-Zeiten abgewartet werden. Fazit des Münchner Urologen: Enza scheint nach Abi/P eine valide Therapieoption zu sein, Abi/P nach Enza hingegen eher nicht. 

Für die Wahl der Sequenz Abi/P → Enza spricht laut Gschwend auch, dass der Patient möglicherweise mehr Folgeoptionen nach der Erstlinie hat (z. B. Enza, Docetaxel) als bei der umgekehrten Sequenz. Wie PD Dr. Martin Bögemann, Münster, ergänzte, gibt es zudem Hinweise auf Vorteile von Abi/P gegenüber Enza in der Erstlinie hinsichtlich der Endpunkte Ko­gnition, Depression und Fatigue [2, 3].

 

Claudia Schöllmann