Mammakarzinom: neue Daten zu Genexpressions-Test
Seit Jahren mit Spannung erwartet, wurden sie nun beim ASCO-Kongress präsentiert und zeitgleich im New England Journal of Medicine publiziert [1]: die Ergebnisse der TAILORx-Studie (Trial Assigning Individualized Options for Treatment (Rx)) für die mittlere Risikogruppe nach dem Oncotype DX Breast Recurrence Score®. Wenn sie dieser Risikogruppe angehören, profitieren Patientinnen mit Hormonrezeptor(HR)-positivem, HER2- und nodal negativem Mammakarzinom demnach nicht von einer adjuvanten Chemotherapie zusätzlich zur endokrinen Therapie.
Der Oncotype DX-Test beruht auf der quantitativen Bestimmung der Expression von 16 Risikogenen und fünf Referenz-Genen per Real-time-Polymerase-Kettenreaktion. Als Probenmaterial dient in Formalin fixiertes und in Paraffin eingebettetes Tumorgewebe. Der aus dem Expressionsprofil errechnete Recurrence-Score-Wert auf einer Skala von 0 bis 100 wird zur Stratifizierung in „niedriges“, „mittleres“ oder „hohes“ Rezidivrisiko verwendet. Während die Daten aus früheren Studien bei niedrigem Risiko eindeutig gegen und bei hohem Risiko für eine Chemotherapie sprachen, war die Situation bei mittlerem Risiko, das heißt bei einem Score zwischen 11 und 25, bislang unklar.
Bei mittlerem Risiko keine Chemotherapie?
Im Rahmen der prospektiven Studie TAILORx [1] wurden 6.711 Patientinnen mit HR-positivem, HER2-negativem Mammakarzinom ohne axilläre Streuung und mit mittlerem Rezidivrisiko randomisiert entweder mit Chemo- und endokriner oder nur mit endokriner Therapie behandelt. An der Studie waren Krebsforschungszentren in den USA, Kanada, Irland, Peru, Neuseeland und Australien beteiligt. Dabei konnte die Nicht-Unterlegenheit einer endokrinen im Vergleich zur chemoendokrinen Therapie nachgewiesen werden. Für alle Endpunkte war der Unterschied zwischen den beiden Behandlungsarmen, bezogen auf einen Zeitraum von neun Jahren, ≤ 1% (Tab. 1).
Auch innerhalb der Gruppe mit mittlerem Risiko zeigte sich, dass der potenzielle Nutzen einer Chemotherapie schrittweise mit zunehmendem Reccurence-Score zunimmt. Ein möglicherweise relevanter Unterschied ergab sich daraus für die Frauen im Alter von ≤ 50 Jahren. In dieser Altersgruppe traten bei einem Recurrence Score von 16−20 nach adjuvanter Chemotherapie 1,6% weniger Fernmetastasen auf als unter endokriner Therapie, im Bereich zwischen 21 und 25 betrug der Unterschied 6,5%. Hinsichtlich des Gesamtüberlebens zeigte sich jedoch auch in diesen Subgruppen kein bedeutsamer Unterschied zwischen den Therapieregimes [1].
Stellenwert von Multigen-Tests wird diskutiert
Welche Rolle Genexpressionstests wie Oncotype DX® neben anderen prognostischen und prädiktiven Parametern spielen sollten, etwa neben Ki-67 als etabliertem Entscheidungskriterium zwischen Luminal A- und B-Tumoren, wird diskutiert. Die Leitlinien der AGO Mamma sehen den Einsatz solcher Multigen-Tests bislang für Situationen vor, in denen andere Kriterien keine Therapieentscheidung zulassen [2].
Thomas Heim