Frühes HER2+ Mammakarzinom: Duale HER-2-Blockade erhöht Chance auf Heilung
Der vom metastasierten HER2-positiven Mammakarzinom bekannte Vorteil für die duale HER2-Blockade mit Trastuzumab und Pertuzumab hat sich jetzt auch im frühen Erkrankungsstadium bestätigt: Die Kombinationstherapie reduziert das Risiko für ein Rezidiv oder Tod. Ab sofort gilt nun die Zulassung für die Kombination aus Pertuzumab (Perjeta®) und Trastuzumab (Herceptin®) plus Chemotherapie für ein Jahr bzw. bis zu 18 Zyklen auch für die adjuvante oder neoadjuvante Behandlung im Frühstadium bei Patientinnen mit hohem Rezidivrisiko.
In der doppelblinden, randomisierten, zweiarmigen Phase-III-Studie APHINITY [1] wurden weltweit über 4.800 Frauen mit zentral bestätigtem HER2-positivem primärem Mammakarzinom acht Wochen nach der Operation für insgesamt ein Jahr behandelt, wie die Gynäkoonkologin Prof. Barhiye Aktas vom Universitätsklinikum Leipzig berichtete.
Die Therapie bestand aus einer Chemotherapie plus entweder Trastuzumab und Pertuzumab oder Trastuzumab plus Plazebo. Primärer Endpunkt war das Überleben ohne invasive Erkrankung (iDFS), also die Zeit von der Randomisierung bis zum Auftreten eines Rezidivs oder Tod. Zu den sekundären Endpunkten zählten Gesamtüberleben, rezidivfreies Intervall, kardiale Sicherheit und Lebensqualität.
Die Auswertung des primären Endpunkts nach 48 Monaten ergab für die duale Antikörper-Blockade einen signifikanten Vorteil hinsichtlich des iDFS von 19%, so Aktas. Eine Subgruppenanalyse ergab für Hochrisikogruppen einen noch deutlicheren Vorteil für die duale HER2-Blockade: Bei Lymphknoten-positiver Erkrankung wurde hierdurch das Rezidivrisiko um 23% und bei Hormonrezeptor-negativer Erkrankung um 24% gesenkt. Besonders beeindruckend war, so Aktas, dass „sich deutlich weniger Lungen- und Lebermetastasen sowie Pleuraergüsse im experimentellen Arm zeigten als im Standard-Arm.“
Zugleich fanden sich keine neuen oder unbekannten Nebenwirkungen unter der Kombination, lediglich Schleimhautveränderungen und Diarrhöen waren häufiger als in der Vergleichsgruppe. Sie führten nur selten zum Therapieabbruch und nahmen zudem nach Absetzen der jeweiligen Chemotherapie stark ab. Gleiches galt auch für die temporär reduzierte Lebensqualität, die nach wenigen Monaten wieder das Ausgangsniveau erreichte. Die kardiale Toxizität war in beiden Gruppen gering und meist komplett reversibel, dennoch sollte jede HER2-gerichtete Therapie von einem ECKG-Monitoring begleitet sein, betonte die Onkologin.
„Damit haben wir jetzt für unsere Patientinnen mit HER2-positivem, nicht metastasiertem Brustkrebs eine weitere Behandlungsoption, mit der wir die Heilungsraten verbessern können“, bekräftigte Prof. Andreas Schneeweis, Heidelberg. Diese Einschätzung finde sich auch in den aktuellen AGO-Leitlinien wieder. Speziell bei großer Tumormasse habe etwa jede dritte Frau unter einer Kombination aus Chemotherapie und Trastuzumab binnen zehn Jahren noch einen Rückfall. „Die Prognose der Patientin entscheidet sich nicht in der Brust, sondern im Körper“, ergänzte er.
Andreas Häckel