Fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom: Cabozantinib zur Erstlinientherapie zugelassen
Als neue Therapieoption für Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (RCC: renal cell carcinoma) und mittlerem bis hohem Risiko wurde der Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) Cabozantinib (Cabometyx®) jetzt zur Erstlinientherapie zugelassen. In der offenen, aktiv kontrollierten Phase-II-Studie CABOSUN [1] hatte sich Cabozantinib beim progressionsfreien Überleben (PFS) Sunitinib überlegen gezeigt.
In der Studie wurden 157 therapienaive Patienten mit mittlerem (81%) bis hohem Risiko (19%) nach den IMDC-Kriterien (International Metastatic Renal Cell Carcinoma Database Consortium) im Verhältnis 1 : 1 randomisiert auf Cabozantinib 60 mg/d oder Sunitinib
(50 mg/d für vier Wochen, gefolgt von einer zweiwöchigen Therapiepause). 36% der Patienten hatten Knochenmetastasen, 73% zwei oder mehr Metastasen und bei 39% war der Tumor MET-Rezeptor-positiv, erläuterte Prof. Gunhild von Amsberg, Hamburg.
Der primäre Endpunkt war das PFS, sekundäre Endpunkte bestanden im Gesamtüberleben (OS), objektiver Ansprechrate (ORR) und Sicherheit der Therapie. Kontrolluntersuchungen erfolgten alle zwölf Wochen mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) bis zur Progression. Eine retrospektive verblindete Analyse des PFS und der ORR durch ein unabhängiges, radiologisches Review-Komitee (IRC) wurde zusätzlich vorgenommen. Damit sollte geprüft werden, ob diese Bewertungen mit den ursprünglichen Befunden der Prüfärzte übereinstimmten.
Im Ergebnis betrug die mediane, durch die Radiologen bewertete PFS-Dauer unter Cabozantinib 8,6 Monate gegenüber 5,3 Monaten unter der Sunitinib-Therapie (p = 0,0008). Die Hazard Ratio von 0,48 entspricht einer Verringerung des relativen Risikos für Progression oder Tod um 52%. Beim sekundären Endpunkt ORR ergab sich eine nicht signifikante Erhöhung der Rate von 9% unter Sunitinib auf 20% unter Cabozantinib. Eine stabile Krankheitssituation als bestes Ansprechen zeigten 54% der Patienten in der Cabozantinib- und 38% in der Sunitinib-Gruppe.
Nach median 34,5 Monaten Nachbeobachtungszeit betrug das mediane Gesamtüberleben unter Cabozantinib 26,6 gegenüber 21,2 Monaten unter Sunitinib. Dies bedeutet eine nicht signifikante relative Risikoreduktion um 20% (HR 0,80). Weiteren Analysen zufolge erreichte die Subgruppe der Patienten mit Knochenmetastasen ein medianes PFS von 5,5 (Cabozantinib) bzw. 3,3 Monaten (Sunitinib), bei den Patienten ohne Knochenmetastasen waren es 11,4 gegenüber 5,7 Monaten. Die Inzidenz der TKI-typischen unerwünschten Ereignisse Grad 3 und 4 betrug 68% unter Cabozantinib und 65% unter Sunitinib.
Bis zu 80% aller Patienten mit fortgeschrittenem RCC haben Risikofaktoren und werden demnach nach den Kriterien des IMDC in die Gruppen mit mittlerem bis hohem Risiko eingestuft. Dies bedeutet gegenüber RCC-Patienten ohne solche Faktoren deutlich kürzere Überlebenszeiten.
Ralph Hausmann
1. Choueiri TK et al. Eur J Cancer 2018; 94: 115-25.
Pressegespräch „Next Level für Cabozantinib“ am 13.06.2018 in Frankfurt am Main, veranstaltet von Ipsen Pharma, Ettlingen.