Die Einführung von Rituximab hat die Therapie des follikulären Non-Hodgkin-Lymphoms grundlegend verändert. Unklar war bisher, ob und wie der Antikörper das Risiko einer Transformation vom follikulären zu einem aggressiven Lymphom sowie die Überlebenschancen solcher Patienten beeinflusst. ARISTOTLE ist eine groß angelegte Metaanalyse, zur Beantwortung dieser Frage.
Für ARISTOTLE steuerten elf europäische Studiengruppen die Daten von 10.000 Patienten bei, die zwischen 1997 und 2013 ein follikuläres Lymphom vom Grad 1, 2 oder 3a entwickelt hatten. Von 8.116 auswertbaren Patienten waren bei 509 bioptisch bestätigte Transformationen aufgetreten. Bei einem medianen Follow-up von 87 Monaten betrug das kumulative 10-Jahres-Risiko für eine Transformation 7,7%.
Für Patienten, deren follikuläres Lymphom mit Rituximab behandelt worden war (etwa drei von vier therapierten Patienten) betrug das 10-Jahres-Risiko nur 5,2% – gegenüber 8,7% für die nicht mit Rituximab behandelten (Hazard Ratio 0,73; p = 0,004). Hatten Patienten Rituximab nur zur Induktion erhalten, so waren es 5,9% (HR vs. keine Rituximab-Behandlung 0,69; p = 0,003), bei denen hingegen, die zusätzlich eine Rituximab-Erhaltungstherapie bekommen hatten, nur 3,6% (HR 0,38; p < 0,0001). Gegenüber der alleinigen Induktionstherapie mit Rituximab reduzierte die zusätzliche Erhaltung das Transformationsrisiko um 45% (HR 0,55; p = 0,003).
Diese Vorteile der Antikörper-Therapie blieben in vergleichbarer Größenordnung auch in einer multivariaten Analyse erhalten, in die weitere Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, FLIPI-Score, Therapiestrategie (watch and wait vs. sofortige Therapie) und Grading eingingen.
Rituximab beeinflusste dagegen nicht die Prognose der transformierten Patienten: Von diesen 509 Patienten waren 287 verstorben, d. h. die 10-Jahres-Überlebensrate lag bei 32%, egal ob Rituximab in der Induktion alleine (HR 0,94; p = 0,70) oder zusätzlich zur Erhaltung gegeben worden war (HR 0,96; p = 0,88).
Neben der Überlebensverlängerung kann Rituximab bei Patienten mit follikulärem Lymphom also auch das Risiko für eine Transformation zu einem aggressiven Lymphom deutlich reduzieren.
Josef Gulden