Rezidiviertes Multiples Myelom: Carfilzomib verlängert Gesamtüberleben
In zwei Phase-III-Studien konnte nun erstmals mit dem Proteasom-Hemmer Carfilzomib bei Patienten mit rezidiviertem Multiplem Myelom das Gesamtüberleben um mindestens sieben Monate verlängert werden, berichtete Dr. Manfred Welslau, Aschaffenburg, beim AMGEN MediaDialog während des DGHO-Kongresses 2017 in Stuttgart.
Der Proteasom-Inhibitor Carfilzomib (Kyprolis®) ist seit November 2015 in Kombination mit entweder Lenalidomid und Dexamethason oder Dexamethason alleine zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit multiplem Myelom zugelassen, die mindestens eine vorangegangene Therapie erhalten haben.
ENDEAVOR: 7,6 Monate längeres OS
In der ENDEAVOR-Studie wurde Carfilzomib/Dexamethason bei Patienten mit rezidiviertem Multiplem Myelom und einer bis drei Vortherapien mit Bortezomib/Dexamethason verglichen. Aktuell publizierte Ergebnisse der Interimsanalyse zeigen, dass die Zweitlinientherapie mit Carfilzomib im Vergleich zu Bortezomib den sekundären Endpunkt medianes Gesamtüberleben (OS) um 7,6 Monate verlängert [1]. Die Patienten der Carfilzomib-Gruppe überlebten im Median 47,6 Monate (95%-Konfidenzintervall 42,5–nicht auswertbar), in der Bortezomib-Gruppe 40 Monate (95%-KI 32,6–42,3 Monate). Dies bedeutet eine Senkung des relativen Sterberisikos um 21% (Hazard Ratio 0,791; 95%-KI 0,648–0,964; p = 0,010). „Das ist statistisch signifikant und klinisch relevant“, so Welslau, und: „Erstmals konnte in einer Phase-III-Studie ein Vorteil beim Gesamtüberleben gegenüber der Vergleichstherapie mit Bortezomib gezeigt werden. Die Studienergebnisse sprechen dafür, Carfilzomib als Standardtherapie beim multiplen Myelom im ersten Rezidiv einzusetzen.“
Auch beim primären Endpunkt des progressionsfreien Überlebens (PFS) hatte Carfilzomib aufgrund einer tieferen Remission gegenüber der Vergleichstherapie zu einer Verlängerung geführt (18,7 vs. 9,4 Monate; p < 0,0001). Die Zeit bis zur nächsten Therapie war mit 26,3 Monaten in der Carfilzomib-Gruppe signifikant länger als mit 14,4 Monaten in der Bortezomib-Gruppe. „Dies ist aus Patientensicht ein großer Vorteil“, betonte der Aschaffenburger Onkologe. Die Behandlung mit Carfilzomib ging mit einer erhöhten Rate an kardiovaskulären Nebenwirkungen einher, wie Hypertonie, Herzinsuffizienz und Dyspnoe. Daher sollte die Dosierung einschleichend erfolgen, und die Patienten sollten entsprechend aufgeklärt und sorgfältig beobachtet werden.
ASPIRE: 7,9 Monate längeres OS
In der Phase-III-Studie ASPIRE wurde die Kombination aus Carfilzomib, Lenalidomid und Dexamethason bei Patienten mit rezidiviertem Multiplem Myelom mit Lenalidomid/Dexamethason verglichen. Auch in dieser Studie wurde das Sterberisiko um 21% gesenkt, das mediane OS betrug 48,3 Monate mit und 40,4 Monate ohne Carfilzomib (HR 0,79; 95%-KI 0,67–0,95). Es wurden keine neuen, bislang nicht bekannten unerwünschten Wirkungen beobachtet.
Aus Sicht von Welslau ist es ein weiterer Vorteil, dass Carfilzomib in der Dreifach- und Zweifachkombination zur Verfügung steht, weil dies eine individuellere Behandlung erlaube. Zu beachten sei, dass je nach Regime die richtige Dosis eingesetzt wird.
Susanne Heinzl
Literatur
1. Dimopoulos MA et al. Carfilzomib or bortezomib in relapsed or refractory multiple myeloma (ENDEAVOR): an interim overall survival analysis of an open-label, randomised, phase 3 trial. Lancet Oncol 2017; 18: 1327-37.
AMGEN MediaDialog „Amgen in der Onkologie. Visionen, Innovationen, Optionen“ beim DGHO-Kongress 2017 am 29.09.2017 in Stuttgart, veranstaltet von Amgen GmbH, München.