Immunonkologie: Tumorerkrankungen präziser behandeln
Die Immunonkologie (IO) kommt inzwischen in der Behandlung zahlreicher Tumorerkrankungen wie beim Multiplen Myelom (MM) und beim Hodgkin-Lymphom (HL) zum Einsatz. Welche Optionen bietet die IO bei diesen und weiteren Erkrankungen?
Seit 2016 ist der gegen SLAMF7 gerichtete Antikörper Elotuzumab (Empliciti®) in Kombination mit Lenalidomid/Dexamethason als Zweitlinientherapie bei Erwachsenen mit MM zugelassen [1]. Im 4-Jahres-Follow-up der Zulassungsstudie verbesserte sich die progressionsfreie Überlebensrate (PFS) um 50% – von 14% unter der Zweifach- auf 21% unter der Dreifachkombination; das Risiko für Progression oder Tod war um 29% verringert [2]. Die Wirksamkeit von Elotuzumab und anderen Antikörpern bei MM wird derzeit noch in weiteren Studien untersucht. Diese werden nach Einschätzung von Prof. Dr. Hermann Einsele, Würzburg, ebenfalls positiv ausfallen. Allerdings sei die Antikörpertherapie v. a. für die Behandlung älterer Patienten angezeigt; für den jüngeren Patienten bleibe weiterhin die Transplantation die Therapie der Wahl.
Seit Ende 2016 ist Nivolumab (Opdivo®) für Erwachsene mit rezidivierendem/refraktärem klassischem HL zugelassen [3]. Zwar könne laut Prof. Dr. Peter Borchmann, Köln, bereits mit der bisherigen Standardtherapie ein gutes Outcome erzielt werden. Da diese jedoch häufig mit Spätfolgen einhergehe, die die Patienten auch noch Jahre später stark beeinträchtigten, sei der Bedarf an besser verträglichen Alternativen sehr hoch.
Auch für die Behandlung gastrointestinaler Tumoren sei die IO vielversprechend, so Prof. Dr. Florian Lordick, Leipzig. So gibt es beispielsweise für das Kolorektalkarzinom mit Mismatch-Repair(MMR)-Defekt oder einem hohen Grad an Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) positive Studienergebnisse: In der Interimsauswertung einer Phase-II-Studie lag die Ansprechrate für die Kombination aus Nivolumab und Ipilimumab (Yervoy®) bei 54,8%; für das Gesamtüberleben betrug die 9-Monats-Rate 87,6% [4]. In einer Phase-III-Studie hatten Patienten mit Karzinomen des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs nach einjähriger Therapie mit Nivolumab im Vergleich zu Placebo einen deutlichen Überlebensvorteil (26,6% vs. 10,9%) sowie ein signifikant verbessertes PFS (1,61 vs. 1,45 Monate; [5]).
Die IO stellt einen bedeutenden Schritt auf dem Weg zur Präzisionsmedizin dar. Durch den Einsatz neuer Substanzen als Monotherapie oder in Kombination mit bereits etablierten Wirkstoffen können zahlreiche Tumorerkrankungen heute deutlich effektiver behandelt werden als zuvor.
Kathrin Strobel
Literatur
1. Fachinformation Empliciti®. Stand Juli 2017.
2. Lonial S et al. Phase 3 ELOQUENT-2 study: Extended four year follow-up (FU) of elotuzumab plus lenalidomide/dexamethasone (ELd) vs Ld in relapsed/refractory multiple myeloma (RRMM). J Clin Oncol 2017; 35 (suppl); ASCO 2017, Abstract #8028.
3. Fachinformation Opdivo® (Stand Juni 2017).
4. Andre T et al. Combination of nivolumab (nivo) + ipilimumab (ipi) in the treatment of patients (pts) with deficient DNA mismatch repair (dMMR)/high microsatellite instability (MSI-H) metastatic colorectal cancer (mCRC): CheckMate-142 study. J Clin Oncol 2017; 35 (suppl); ASCO 2017, Abstract #3531.
5. Kang Yoon-Koo et al. Nivolumab in patients with advanced gastric or gastro-oesophageal junction cancer refractory to, or intolerant of, at least two previous chemotherapy regimens (ONO-4538-12, ATTRACTION-2): A randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet 2017, Oct 5 [prepub ahead of print, DOI 10.1016/S0140-6736(17)31827-5].
Symposium „Immunonkologie 2017: Auf dem Weg zur Präzisionsmedizin“ bei der DGHO-Jahrestagung am 01.10.2017 in Stuttgart, unterstützt von Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München.