Multiples Myelom: IMiD für alle Situationen
Mit der kürzlichen Zulassungserweiterung für Lenalidomid als Erhaltungstherapie nach autologer Stammzelltransplantation (ASCT) steht der orale immunmodulierende Wirkstoff (IMiD) nun über das gesamte Erkrankungskontinuum des Multiplen Myeloms hinweg zur Verfügung: für Patienten mit neu diagnostiziertem Myelom im Anschluss an eine ASCT oder, wenn sie nicht transplantierbar sind, in der Erstlinienbehandlung sowie für Patienten mit rezidivierter/refraktärer Erkrankung.
„Mit Lenalidomid (Revlimid®) können heute sämtliche Therapielinien beim Multiplen Myelom durchdekliniert werden,“ betonte Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik und Poliklinik II in Würzburg, „von der Primärtherapie über die Konsolidierung bis zur Erhaltung und der Situation im Rezidiv.“
Längeres Überleben nach Stammzelltransplantation
Die Zulassungen von Lenalidomid hat über das gesamte Erkrankungskontinuum des Myeloms hinweg zu einer Verbesserung der Prognose für die Patienten beigetragen. So liegt das erwartete Gesamtüberleben von Patienten mit einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie nach einer ASCT bei beinahe zehn Jahren und ist damit um fast zwei Jahre länger als bei Patienten ohne Erhaltungstherapie [1]. „Das ist ein klares Wort“, betonte Prof. Dr. Hartmut Goldschmidt, Sektion Multiples Myelom der Medizinischen Klinik V und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Heidelberg (NCT). Auch wenn man Risiken und Nebenwirkungen mit in die Abwägung hineinnehme, ergebe sich durch die Verlängerung des Überlebens ein ganz klares Plus für eine Erhaltungstherapie mit Lenalidomid.
Überlebensvorteil auch ohne Transplantation
Bei nicht für eine Transplantation geeigneten Patienten mit Multiplem Myelom kann die Erstlinientherapie mit Lenalidomid in Kombination mit Dexamethason (Rd) die Überlebenszeit gegenüber Melphalan, Prednison und Thalidomid (MPT) im Median um ungefähr zehn Monate verlängern (59,1 vs.
49 Monate; Hazard Ratio 0,78; p = 0,00234; [2]). Nach einer Netzwerk-Metaanalyse ist die kontinuierliche Therapie mit Lenalidomid auch anderen etablierten Erstlinienbehandlungen wie beispielsweise der Kombination aus Bortezomib, Melphalan und Prednison (VMP) überlegen. Das Risiko zu versterben war bei einer bis zum Progress gegebenen Therapie mit Rd gegenüber VMP um 34% vermindert (HR 0,66; 95%-Konfidenzintervall 0,46–0,93), das Risiko für Progress oder Tod um 30% (HR 0,70; 95%-KI 0,49–0,99). Standard heute sei aber eher eine Dreifachkombination wie zum Beispiel die aus Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason (VRD), erläuterte Einsele. Er ist überzeugt: „Das ist eine gute Plattform, um dann etwas Viertes zu addieren, z. B. einen Antikörper wie Elotuzumab.“
Bewährt bei Rezidiv und refraktärem MM
Vor nunmehr zehn Jahren wurde Lenalidomid erstmals zur Therapie des rezidivierten/refraktären Multiplen Myeloms zugelassen. „Das war damals ein echter Meilenstein“, erklärt Goldschmidt. Der Einsatz von Rd bei Patienten mit rezidiviertem/refraktärem Myelom führte beinahe zu einer Verdreifachung der progressionsfreien Zeit im Vergleich zu Dexamethason plus Placebo (11,3 vs.
4,7 Monate; HR 2,85; 95%-KI 2,16–3,76; p < 0,001). Auch das Gesamtüberleben war signifikant verlängert: Unter Rd ist der Medianwert noch nicht erreicht, unter Dexamethason und Placebo liegt er bei 20,6 Monaten (HR 0,66; 95%-KI 0,45–0,96; p = 0,03; [4]).
Friederike Klein
Literatur
1. Attal M et al. ASCO 2016, Abstract #8001.
2. Facon T et al. ASH 2016, Abstract #241.
3. Weisel K et al. Leuk Lymphoma 2017; 58: 153-61.
4. Dimopoulos MA et al. N Engl J Med 2007; 357: 2123-32.
Fachpressegespräch „Meilensteine in der Hämatologie – Celgene als wichtiger Wegbereiter der Myelomtherapie“ am 14.06.2017 in München, veranstaltet von Celgene GmbH, München.