Das Element Radium als Basis moderner Therapien des Prostatakarzinoms

Im Jahr 2013 erhielt Radium-223-dichlorid (Xofigo®) die Zulassung für die Behandlung von Erwachsenen mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom und symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte Viszeralmetastasen [1, 2]. Die Basis für den Erfolg des Radionuklids legte das Ehepaar Curie mit der Entdeckung des Elements Radium.

Die Geschichte des Radiums ist untrennbar mit Marie Curie verbunden, die 2017 ihren 150. Geburtstag gefeiert hätte. Sie entdeckte und isolierte zusammen mit ihrem Mann und Henri Bequerel das Element und wurde dafür als erste Frau mit einem Nobelpreis ausgezeichnet. Bereits zu Curies Zeiten wurde Radium als mögliche Waffe gegen Krebs gesehen, allerdings in Form des Isotops 226, das eine Halbwertszeit von 1.600 Jahren hat. Bei dem heute eingesetzten Radium-223 beträgt sie dagegen nur 11,4 Tage [3].

Radium-223 – ein Alphastrahler mit kurzer Reichweite

Radium-223 ist ein Alphastrahler, dessen Reichweite im Gewebe bei etwa 40–100 μm liegt. Aufgrund seiner chemischen Ähnlichkeit mit Kalzium wird Radium-223 in neu gebildete Knochensub­stanz in und um ossäre Metastasen eingebaut und zerstört benachbarte Tumorzellen; umliegendes Gewebe wird aufgrund der geringen Reichweite der Strahlung dagegen weitgehend geschont [1, 2].

Auch im klinischen Alltag wirksam

Radium-223 verlängerte in der Zulassungsstudie ALSYMPCA das Überleben und erhielt zugleich die Lebensqualität der Patienten aufrecht [1,2 ]. Dass Radium-223 auch unter klinischen Alltagsbedingungen über ein günstiges Sicherheitsprofil verfügt, bestätigen die Ergebnisse einer einarmigen Phase-IIIb-Studie, die im Rahmen eines internationalen Early-Access-Programms durchgeführt wurde [4]. „Das Gesamtüberleben war mit 16 Monaten vergleichbar mit dem der ALSYMPCA-Studie (14,9 Monate)“, so Prof. Dr. Jürgen Gschwend, München. „Zudem ergaben sich Hinweise auf ein längeres Gesamtüberleben, wenn die Patienten zum Zeitpunkt der Basisuntersuchung ein relativ gutes Allgemeinbefinden und eine geringe Tumorlast aufwiesen und weder Schmerzen hatten noch Opioide einnahmen“, so Gschwend weiter [4, 5].
Auf dem ASCO-Kongress 2017 wurden darüber hinaus erste Zwischenergebnisse der Langzeit-Beobachtungsstudie REASSURE vorgestellt. Deren Ziel ist es, die Sicherheit von Radium-223 im klinischen Alltag über einen Zeitraum von sieben Jahren zu beobachten. Die Interims­analyse mit 583 Patienten zeigt unter anderem, dass Patienten, die Radium-223 als Erst- oder Zweitlinientherapie erhielten, die Behandlung mit fünf bis sechs Injektionen abschließen konnten (das reguläre Behandlungsschema mit Radium-223 umfasst sechs Injektionen; [6]).

Monika Walter


Literatur
1. Parker C et al. N Eng J Med 2013; 369: 213-23.
2. Fachinformation Xofigo® (Radium-223-dichlorid) 1.100 kBq/ml Injektionslösung, aktueller Stand.
3. Vapiwala N, Glatstein E. N Engl J Med 2013; 369: 276-8.
4. Saad F et al. Lancet Oncol 2016; 17: 1306-16.
5. Heidenreich et al. ASCO-GI 2017, Abstract #158.
6. Higano et al. ASCO 2017, Abstract #5042.
Presseveranstaltung „Zum 150. Geburtstag von Marie Curie: Radium – Wie aus einer brisanten Entdeckung ein Meilenstein wurde“ am 20.06.2017 in München, veranstaltet von Bayer Vital GmbH, Leverkusen.