SIRT: Downsizing von Lebermetastasen
Die Therapie des primären Leberzellkarzinoms ist eine Herausforderung: Eine vollständige operative Entfernung des Tumors gilt zwar als effektivste Therapie, ist aber meist nicht möglich. Eine Option ist die Selektive Interne Radiotherapie (SIRT), eine spezielle Form der Strahlenbehandlung, mit der sich minimal-invasiv primäre Lebertumoren sowie Lebermetastasen unterschiedlicher Tumoren wirksam behandeln lassen.
Lebertumoren sind häufig, so Prof. Thomas Helmberger, München: Jährlich erkranken in Deutschland etwa 9.500 Menschen neu an einem primären Leberkarzinom (HCC) und viele weitere an sekundären (metastatischen) Lebertumoren (CCC). Bekanntlich ist die Leber das von anderen Tumoren (z. B. kolorektales Karzinom, Mammakarzinom, Melanom, Karzinoide) am häufigsten angegriffene Organ. Eine chirurgische Entfernung des Tumors bzw. lokal ablative Maßnahmen (Radiofrequenzablation, Laserinduzierte Thermotherapie etc.) sind zwar „Eckpfeiler“ der Therapie von Lebertumoren, doch nur in 20 bis 40% der Fälle durchführbar, weil viele Tumoren aufgrund ihrer Größe nicht behandelbar sind. Auch bei der systemischen Therapie besteht eine „limitierte Toleranz“: Sorafenib beispielsweise verlängert nur geringfügig die Überlebenszeit und geht mit erheblichen Nebenwirkungen einher.
Eine Therapieoption ist SIRT, auch Radioembolisation genannt, mit der Tumoren und/oder Metastasen in der Leber punktgenau bestrahlt werden können. Gesundes Lebergewebe erhält sein Blut vor allem (zu über 75%) über die Pfortader (Vena portae), weitaus weniger über die Leberarterie (Arteria hepatica). Tumoren in der Leber jedoch werden hauptsächlich über die Leberarterie (zu über 90%) versorgt. Diesen Unterschied macht man sich mit der SIRT zunutze: Durch die Leistenschlagader werden per Katheter sogenannte Mikrosphären (winzige radioaktiv markierte Polymer-Kunstharzkügelchen) in die Leberarterie eingebracht und gelangen so direkt zum tumorösen Gewebe. Diese Mikrokügelchen enthalten Yttrium-90, ein radioaktives Isotop, das Beta-Strahlung mit einer Reichweite von 2–11 mm gezielt auf die malignen Zellen abgibt. So kann per SIRT eine höhere und effektivere Strahlendosis punktgenau gegen die Krebszellen gerichtet werden als durch eine Bestrahlung von außen; außerdem wird das umliegende Gewebe weitestgehend geschont. Die Partikel bleiben im Kapillarbett des Tumors stecken (Embolisation), reduzieren dessen Durchblutung und geben etwa 14 Tage lang kontinuierlich Strahlung ab. In der Regel kann der Patient wenige Tage nach der SIRT nach Hause gehen.
Gegebenenfalls kann SIRT mehrmals eingesetzt werden, beispielsweise nach einer Cyberknife-Behandlung oder wenn das maligne Gewebe nicht ganz zerstört wurde oder der Tumor für eine Operation noch zu groß ist. In manchen Fällen wird das bösartige Gewebe sogar komplett zerstört. SIRT ist indiziert bei Patienten mit
• nicht mehr operierbaren primären Lebertumoren wie beispielsweise Leberzell- oder Gallengangkarzinomen,
• bei nicht mehr operierbaren Tochtergeschwülsten in der Leber aus anderen Teilen des Körpers, z. B. aus der Brust, dem Darm, von neuroendokrinen Tumoren oder Aderhautmelanomen.
Voraussetzung ist eine ausreichend hämatologische, Leber- und Nierenfunktion, das Fehlen von Aszites, Zirrhose und Pfortader-Hochdruck sowie eine Lebenserwartung von mindestens drei Monaten.
Helga Vollmer
Symposium „SIRT und Chirurgie – Gemeinsam stark gegen Lebertumoren“ anlässlich des
143. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) am 22.03.2017 in München, unterstützt von Sirtex Medical Europe GmbH, Bonn.