ALK-positives NSCLC: Alectinib nach Crizotinib-Vorbehandlung zugelassen
Die therapeutischen Möglichkeiten für Patienten mit Bronchialkarzinom haben sich in den letzten Jahren deutlich vermehrt. Immer häufiger können sie in Erst- und Zweitlinie mit einer zielgerichteten Therapie behandelt werden.
Ausgehend von den heute bekannten Subgruppen können etwa 60% der Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) gezielt therapiert werden. 20% der Nicht-Plattenepithelkarzinome weisen ein molekulares Target auf, wie z. B. Mutationen im EGF-Rezeptor oder Translokationen unter Einschluss des ALK- oder ROS1-Gens.
Alectinib bei ALK-positiven Tumoren
Bei etwa 5% der fortgeschrittenen NSCLC finden sich Fusionen des ALK-Gens. Dieses Gen kodiert für die anaplastische Lymphomkinase (ALK). „ALK wird in der Regel im gesunden Gewebe nicht exprimiert“, so Dr. Claus Schneider, DRK Manniske Krankenhaus, Bad Frankenhausen. Durch eine chromosomale Translokation (ähnlich wie BCR-ABL bei der chronischen myeloischen Leukämie) wird das Gen dauerhaft aktiviert und verursacht ungehemmtes Zellwachstum. ALK-positive Bronchialkarzinome sind häufiger bei Adenom-Histologie, in jüngerem Alter (50–55 Jahre), bei Nicht- und Nie-Rauchern, bei Patienten ohne EGFR- und ohne KRAS-Mutationen sowie bei Frauen. Mit Crizotinib bzw. Ceritinib befinden sich bereits seit fünf bzw. knapp zwei Jahren zwei ALK-Hemmer im Handel, wobei Crizotinib seit November 2015 auch für die Erstlinientherapie zugelassen ist.
Alectinib (Alecensa®) ist seit 16. Februar 2017 als ein weiterer ALK-Hemmer zur Behandlung von ALK-positivem NSCLC nach Crizotinib-Vorbehandlung bedingt zugelassen. Wirksamkeit und Verträglichkeit der oral applizierbaren Substanz wurden in den zwei Phase-II-Studien NP28673 (weltweit; [1]) und NP28761 (Nordamerika; [2]) mit fast identischem Design untersucht. In der gepoolten Analyse beider Studien wurden ein medianes progressionsfreies Überleben von 8,3 Monaten und ein Gesamtüberleben von 26 Monaten erreicht. Die Gesamtansprechrate in der gepoolten Auswertung lag bei 51%, das Ansprechen erfolgte in der Regel sehr rasch und hielt 14,9 Monate an [3]. Messbare ZNS-Metastasen zeigten in 64% der Fälle ein Ansprechen, das bei 22 Patienten komplett war [4].
Alectinib weist zwar ein breites Spektrum von unerwünschten Wirkungen auf, sie waren jedoch meist vom Schweregrad 1 und 2. Nach Aussage von Schneider mussten vergleichsweise wenige Patienten die Dosis reduzieren oder die Behandlung wegen Nebenwirkungen abbrechen.
Susanne Heinzl
Literatur
1. Ou SHI et al. Alectinib in crizotinib-refractory ALK-rearranged non-small-cell lung cancer: A phase II global study. J Clin Oncol 2016; 34: 661-8.
2. Shaw AT et al. Alectinib in ALK-positive, crizotinib-resistant, non-small-cell lung cancer: A single-group, multicentre, phase 2 trial. Lancet Oncol 2016; 17: 234-42.
3. Yang JCH et al. Pooled efficacy and safety data from two phase-II-studies of alectinib in ALK+ NSCLC. J Thorac Oncol 2017; 12 (S1): S1170.
4. Gadgeel SH et al. Pooled Analysis of CNS response to alectinib in two studies of pretreated patients with ALK-positive Non–Small-Cell Lung Cancer. J Clin Oncol 2016; 34: 4079-85.
Satellitensymposium „Der Einfluss von Treibermutationen auf die Therapieentscheidung beim NSCLC“ beim DGP-Kongress 2017 am 23.03.2017 in Stuttgart, unterstützt von der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.