Die bildgebende Diagnostik nimmt beim Prostatakarzinom eine zentrale Rolle ein. Bereits bei der Abklärung des Verdachts auf Vorliegen eines Prostatakarzinoms sieht die aktuelle S3-Leitlinie nach negativer Biopsie die Magnetresonanztomografie (MRT) als sinnvolle ergänzende bildgebende Diagnostik an. Während beim Staging des Prostatakarzinoms mit Niedrigrisiko-Profil keine weitere bildgebende Diagnostik erfolgen sollte, ist bei Patienten mit hohem Risiko (Gleason-Score > 8 bzw. cT3/4-Stadium) eine MRT- bzw. CT-Untersuchung des Beckens sinnvoll. Hinsichtlich des Vorliegens einer ossären Metastasierung sollte bei einem PSA-Wert von über 10 ng/ml bzw. einem Gleason-Score > 8 oder einem cT3/4-Stadium oder dem Vorliegen von Knochenschmerzen eine Skelett-Szintigrafie erfolgen. Auch im Rahmen der Rezidivdiagnostik sowie zur Verlaufskontrolle bei metastasierter Erkrankung wird oftmals auf bildgebende Verfahren zurückgegriffen.
Bereits vor einigen Jahren hielt neben der klassischen Schnittbilddiagnostik und der Knochenszintigrafie die Positronenemissionstomografie (PET) Einzug in die Diagnostik des Prostatakarzinoms. Hauptsächlich kamen dabei als nuklearmedizinische Tracer zunächst 18F-Fluordeoxyglukose und radioaktiv markierte Cholin-Derivate zum Einsatz. Nach anfänglicher Euphorie musste man jedoch feststellen, dass der diagnostische Zugewinn sowohl beim Primär-Staging als auch in der Rezidivdiagnostik beschränkt ist [1]. Seitdem wurde eine Reihe weiterer Zielstrukturen bzw. Tracer für die PET-Diagnostik beim Prostatakarzinom wie radioaktiv markiertes Acetat, Bombesin-Derivate oder 18F-Fluciclovin (18F-FACBC) untersucht [2–4].
PSMA als Zielstruktur für die PET-Bildgebung
Ein entscheidender Durchbruch scheint jedoch aktuell mit niedermolekularen Liganden, die am aktiven Zentrum der extrazellulären Domäne des Prostata-spezifischen Membranantigens (PSMA) binden, gelungen zu sein [5]. Das PSMA wird zwar – anders als sein Name vermuten lässt – nicht exklusiv auf Prostata- bzw. Prostatakarzinom-Gewebe exprimiert, zeigt jedoch physiologischerweise keine erhöhte Expression im Bereich von Lymphknoten bzw. Knochen, den primären Metastasierungsorten beim Prostatakarzinom. Des Weiteren weist PSMA eine signifikante Überexpression auf den meisten Prostatakarzinom-Zellen auf, v. a. bei höhergradigen Tumoren oder metastatischer Erkrankung [6]. Zudem wurde eine Erhöhung der PSMA-Expression unter stabiler Hormontherapie und beim kastrationsrefraktären Prostatakarzinom beschrieben.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass große Hoffnungen in eine Verbesserung der Diagnostik durch PSMA-spezifische Tracer für die PET-Diagnostik gesetzt werden. Mittlerweile wurde bereits eine Vielzahl solcher niedermolekularer
PSMA-Liganden zur Verwendung in der PET-Diagnostik entwickelt (z. B. 68Ga-PSMA-11 [7], 68Ga-PSMA I & T [8], 18F-DCFBC [9], 18F-DCFPyL [10], 18F-PSMA-
1007 [11]). Allen diesen Tracern ist eine schnelle systemische Clearance gemein, was eine zeitnahe PET-Diagnostik mit einem guten Läsions- zu-Hintergrund-Kontrast ermöglicht. Die meisten klinischen Erfahrungen liegen dabei mit 68Ga-PSMA-11 (radiochemischer Name 68Ga-PSMA-HBED-CC) vor.
PSMA-PET zur Lokalisationsdiagnostik
Während das lokale T-Staging eine Domäne der Magnetresonanztomografie ist und bleiben wird, da sich hier eine extraprostatische Ausbreitung bzw. eine Samenblasen-Infiltration nachweisen lässt [12, 13], eignet sich die Positronenemissionstomografie hierfür aufgrund der zu geringen räumlichen Auflösung nicht. Gleichwohl kann die PSMA-basierte PET zusätzlich zur multiparametrischen MRT molekulare Informationen liefern und so in der lokalen Lokalisationsdiagnostik hilfreich sein (Abb. 1).