Sind für einen Tumor mehrere nacheinander einsetzbare Medikamente verfügbar, stellt sich schnell die Frage nach der optimalen Sequenz, weil dadurch die Prognose entscheidend beeinflusst werden könnte. Am Beispiel des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) wurde die Bedeutung der Therapiesequenz in einem Symposium beim DGHO-Kongress diskutiert.
Aufgrund der Ergebnisse der großen Studien CHAARTED, GETUG-15 und STAMPEDE hat sich für Patienten mit hormonsensitivem mCRPC eine kombinierte Chemohormontherapie mit Docetaxel etabliert [1]. In der kastrationsresistenten Situation stellt sich die Frage, welche der dafür verfügbaren Therapien ein Patient wann erhalten sollte. Eine optimale Sequenz ist nicht definiert, aber PD Dr. Gunhild von Amsberg, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, nannte die Dauer der primären Androgendeprivationstherapie (ADT) als ein Kriterium dafür, wie man die Erstlinientherapie gestalten könnte: Die Analyse von 188 Patienten mit mCRPC aus zwei prospektiven Datenbanken zur Docetaxel-Therapie und eine retrospektive Analyse von 173 Patienten unter einer gegen den Androgenrezeptor (AR) gerichteten Therapie zeigte, dass Patienten, die innerhalb eines Jahres ab Beginn der ADT progredient waren, unter einer Erstlinientherapie mit Docetaxel median 6,1 Monate progressionsfrei waren [2], unter einer AR-gerichteten Therapie hingegen nur 2,8 Monate [3].
Weitere Kriterien für eine Chemotherapie in Erst- und/oder Zweitlinie sind laut von Amsberg viszerale Metastasen, hohe Tumorlast, Schmerzsymptomatik, ein entdifferenziertes Karzinom mit initial hohem Gleason-Score und kurze PSA-Verdopplungszeit. Für die Gabe von Cabazitaxel in der Zweitlinie spricht außerdem ein Progress unter oder innerhalb von drei Monaten nach Docetaxel.
Cabazitaxel überwindet Taxan-Resistenz
Cabazitaxel wurde speziell entwickelt, um Resistenzen gegen Docetaxel zu überwinden. Grundlage dafür ist eine geringere Affinität zu einem Membrantransporter, der Docetaxel aus den resistenten Tumorzellen ausschleust. Die retrospektive Auswertung von 944 Patienten zeigte, dass Patienten, die nach Docetaxel-Versagen Cabazitaxel erhielten, wesentlich länger überlebten als Patienten, die nach Docetaxel mit einer gegen den AR gerichteten Substanz weiterbehandelt wurden [4].
Ein Drittel der Patienten mit mCRPC weist eine primäre Resistenz gegen AR-gerichtete Substanzen auf [5], und auch im Verlauf der Therapie entwickeln sich Resistenzen [6]. Die Chemotherapie wird durch eine Behandlung mit gegen den AR gerichteten Substanzen nicht beeinflusst.
Bei der Wahl der Therapie des mCRPC sollten neben Prognosefaktoren auch Begleiterkrankungen und die Patientenpräferenz berücksichtigt werden, so von Amsberg. Für den frühen Einsatz einer Chemotherapie in der Erst- oder/und Zweitlinientherapie, z. B. in Form einer kontinuierlichen Taxan-Sequenz (Docetaxel gefolgt von Cabazitaxel), sprechen die vorliegenden Daten zur Sequenz und Effektivität gegenüber Vergleichstherapien [4].
Josef Gulden
Literatur
1. Ohlmann CH et al. Urologe 2015; 11: 1606-8.
2. Huillard O et al. ASCO 2013, Abstract #5075.
3. Loriot Y et al. Eur J Cancer 2015; 51: 1946-52.
4. Maines F et al. Crit Rev Oncol Hematol 2015; 96: 498-506.
5. Antonarakis ES et al. N Engl J Med 2014; 371: 1028-38.
6. Tombal B et al. Eur J Cancer 2011; 47 (Suppl3): S179–88.
Satellitensymposium „Innovative Therapiekonzepte beim metastasierten Kolorektal- und Prostatakarzinom“ im Rahmen der DGHO-Jahrestagung in Leipzig am 14.10.2016, unterstützt von Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Berlin.