Bei der Therapie des Multiplen Myeloms kann man mittlerweile unter einer Vielzahl an verfügbaren Substanzen die für den jeweiligen Patienten geeignetsten auswählen. Ein wichtiges Therapieprinzip ist seit über zehn Jahren die Hemmung des Proteasoms. Bei den Proteasominhibitoren sind inzwischen Zweitgenerations-Substanzen auf dem Markt, darunter seit Mitte Januar 2017 mit Ixazomib auch der erste oral einnehmbare Proteasominhibitor. Abgesehen von der Verfügbarkeit einer weiteren Therapielinie bietet eine orale anstelle einer intravenösen oder subkutanen Gabe dem Patienten auch mehr Freiheit im Alltag.
Die Europäische Kommission hatte im November 2016 eine bedingte Zulassung für den oralen Proteasominhibitor Ixazomib (NINLARO®) in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason (Rd) zur Behandlung des Multiplen Myeloms bei erwachsenen Patienten mit mindestens einer Vortherapie erteilt. Eine solche bedingte Zulassung bedeutet, dass der Hersteller aktualisierte Daten zur Sicherheit sowie weitere Analysen zur Wirksamkeit aus dem laufenden Studienprogramm zur Verfügung stellt.
Längerfristige Krankheitskontrolle als Behandlungsziel
Das Multiple Myelom ist trotz deutlicher Prognoseverbesserung durch Einführung neuer Therapeutika bei den meisten Patienten nicht heilbar, so Hartmut Goldschmidt, Heidelberg. Das Behandlungsziel ist derzeit, aus einer potenziell tödlichen eine langfristig behandelbare, chronische Erkrankung zu machen. Die Therapieentscheidung orientiert sich dabei neben der Wirksamkeit der einzelnen Substanzen an Patientenfaktoren wie der individuellen Krankheitssituation, kurz- und langfristig belastender Nebenwirkungen, genetischer Risikokonstellationen, Komorbiditäten und Toxizitäten von vorangegangenen Therapien [1]. Vor allem bei älteren und möglicherweise gebrechlichen Patienten stehen Aspekte wie Verträglichkeit und Therapietreue im Vordergrund. Hier können orale Regimes eine große Erleichterung bedeuten, so Goldschmidt. Mit Ixazomib, Lenalidomid und Dexamethason steht nunmehr die erste komplett orale Kombinationstherapie für das Multiple Myelom zur Verfügung.
Orale Proteasominhibition bei breitem Patientenspektrum erfolgreich
Die bedingte Zulassung von Ixazomib in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason (IRd) basiert auf den Ergebnissen der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie TOURMALINE-MM1, die Igor Blau, Berlin, vorstellte. Darin wurde bei den erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder/und refraktärem Multiplem Myelom das progressionsfreie Überleben (PFS) durch die Zugabe von Ixazomib im Vergleich zu Placebo und Rd um rund sechs Monate oder um rund 35% verlängert [2]. Eingeschlossen waren u. a. auch Patienten mit moderater Nierenfunktionsstörung, einer nur anhand der Leichtketten messbaren Erkrankung oder/und mit zytogenetischer Hochrisiko-Konstellation. Auch Patienten mit ungünstigen Prognosefaktoren profitierten Blau zufolge von dem oralen Dreifach-Regime. Insbesondere war eine deutliche Verlängerung des progressionsfreien Überlebens auch bei Patienten mit hohem zytogenetischem Risiko, bei über 65-Jährigen und bei solchen mit zwei oder drei Vortherapien beobachtet worden.
In der TOURMALINE-MM1-Studie wurden die Patienten bis zur Krankheitsprogression behandelt: Die kontinuierliche Therapie mit IRd verbesserte das Ansprechen und war gut verträglich. Die meisten unerwünschten Ereignisse konnten mit supportiven Maßnahmen und/oder Dosismodifikationen kontrolliert werden, so Blau. Die Lebensqualität verschlechterte sich gegenüber Placebo + Rd nicht.
Josef Gulden
Literatur
1. DGHO-Leitlinie Multiples Myelom (https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@view/html/index.html).
2. Moreau P et al. N Engl J Med 2016; 374: 1621-34.
Pressekonferenz „Einfach wirksam. NINLARO® (Ixazomib). Neue orale Therapieoption zur Behandlung des Multiplen Myeloms“ am 15.12.2016 in Berlin, veranstaltet von Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin.