Fortschritte bei Lymphomtherapie
Mit der wachsenden Zahl der zur Verfügung stehenden Therapieoptionen bei der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) stellt sich die Frage nach Kriterien für die Therapieentscheidung. Auch für das vorbehandelte follikuläre Lymphom (FL) steht seit Juni 2016 eine neue Anti-CD20-Therapie zur Verfügung.
Der typische Patient mit CLL ist älter und weist häufig bereits Komorbiditäten auf. Eine der großen Phase-III-Studien, die eine Verbesserung der Therapie von Patienten mit Begleiterkrankungen gezeigt hat, ist die CLL11-Studie, berichtete PD Dr. Barbara Eichhorst von der Universitätsklinik Köln. 781 Patienten mit CLL und einem Wert auf der Cumulative Illness Rating Scale (CIRS) von mehr als 6 und/oder einer eingeschränkten Nierenfunktion erhielten randomisiert im Verhältnis 2 : 2 : 1 als Erstlinientherapie Chlorambucil (Clb) plus den glykomodifizierten Typ-II-Anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab (Gazyvaro®; O-Clb), Clb plus Rituximab (R-Clb) oder Clb alleine. Die Patienten profitierten in beiden Kombinationsarmen von der Zugabe eines Antikörpers, betonte Eichhorst. Dabei wiesen Patienten der O-Clb-Gruppe ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben (PFS) auf als Patienten der R-Clb-Gruppe (26,7 vs. 15,2 Monate; Hazard Ratio 0,39; 95%-Konfidenzintervall 0,31–0,49; p < 0,001; [1]).
Im Median fast vier Jahre ohne Therapie
Eine aktualisierte Auswertung mit einer Nachbeobachtungszeit von median 39 Monaten bestätigte den Vorteil von Obinutuzumab noch ausgeprägter mit einem medianen PFS von 28,7 gegenüber 15,7 Monaten bei R-Clb-Therapie [2]. Für Patienten ist laut Eichhorst die Zeit bis zur nächsten Therapie noch wichtiger. Diese Zeit war ebenfalls im O-Clb-Arm signifikant länger als im R-Clb-Arm (median 51,1 vs. 38,2 Monate; HR 0,57; 95%-KI 0,44–0,74; p < 0,0001). „Es ist wichtig, das im Kopf zu haben, wenn man die Therapie mit den Patienten bespricht“, findet Eichhorst – niedermolekulare Kinaseinhibitoren stellen demgegenüber ja eine Dauertherapie dar.
In der CLL11-Studie wiesen 38% der Patienten am Ende der O-Clb-Therapie keine minimale Resterkrankung (MRD) mehr auf. Sie erlebten eine besonders lange Krankheitsfreiheit, betonte Eichhorst. Das gebe es so mit Ibrutinib nicht. Zudem sei der Kinaseinhibitor mit einem zusätzlichen Blutungsrisiko bei antikoagulierten Patienten assoziiert – ein weiterer Aspekt, der bei der primären Therapieentscheidung bei CLL eine Rolle spielen kann.
Beim vorbehandelten FL Verdoppelung der Zeit bis zum Progress
Seit Juni 2016 ist Obinutuzumab auch für Patienten mit vorbehandeltem FL zugelassen. Wie Prof. Ulrich Jäger von der Universitätsklinik in Wien berichtete, wurde im Rahmen der GADOLIN-Studie die Kombination des Antikörpers mit Bendamustin, gefolgt von einer Erhaltungstherapie nur mit Obinutuzumab, mit einer Therapie mit Bendamustin alleine bei 413 Patienten mit indolenten Non-Hodgkin-Lymphomen verglichen. Wie die Prüfarzt-Auswertung der 321 Patienten mit FL zeigte, war das PFS im Kombinationsarm etwa doppelt so lang wie im Monotherapiearm (29,2 vs. 13,7 Monate; HR 0,48; [3]). „Alle Subgruppen haben hinsichtlich des PFS profitiert“, ergänzte Jäger. 82% der Patienten wiesen nach der Induktion mit Obinutuzumab-Bendamustin keine MRD mehr auf, im Vergleichsarm waren es lediglich 43% (p < 0,0001).
Die Verträglichkeit der Kombination von Obinutuzumab plus Bendamustin ist laut Jäger kaum anders als bei Monotherapie mit Bendamustin. Mit Infusionsreaktionen müsse vor allem im ersten Zyklus gerechnet werden, sie seien aber gut behandelbar.
Friederike Klein
Literatur
1. Goede V et al., N Engl J Med 2014; 370: 1101-10.
2. Goede V et al. ASH 2015, Abstract #S642.
3. Trněný M et al. EHA 2016, Abstract #S440.
4. Pott C et al. ASH 2015, Abstract #3978.
Satellitensymposium „Lymphomtherapie heute: Einordnung neuer Therapieoptionen“ im Rahmen der DGHO-Jahrestagung am 15.10.2016 in Leipzig, unterstützt von Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen