Nierenzellkarzinom: Nivolumab jetzt auch als Therapie beim fort-geschrittenen Nierenzellkarzinom
Nivolumab, bisher eingesetzt als Monotherapie bei fortgeschrittenem Melanom sowie bei lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom, ist nun auch in Europa als Monotherapie beim fortgeschrittenen klarzelligen Nierenzellkarzinom zugelassen.
Nivolumab ist ein humaner monoklonaler IgG4-Antikörper, der die Interaktion von Programmed-Death-1 (PD-1) auf aktivierten T-Zellen mit seinen Liganden PD-L1 und PD-L2 blockiert, die häufig in hoher Konzentration auf der Oberfläche von Tumorzellen exprimiert werden. Diese Blockade des PD-1-Rezeptors durch den Immun-Checkpoint-Inhibitor verhindert die Unterdrückung der Immunabwehr und reaktiviert die antitumorale Immunantwort.
Nivolumab (Opdivo®) wurde 2014 als erster PD-1-Inhibitor weltweit zugelassen. Zunächst stand er nur zur Behandlung des vorbehandelten, fortgeschrittenen (nicht-resezierbaren oder metastasierten) Melanoms bei Erwachsenen zur Verfügung. Ein Jahr später folgte die Zulassung von Nivolumab als Monotherapie bei erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) mit plattenepithelialer Histologie nach erfolgter Chemotherapie. Diese Zulassung für das Lungenkarzinom basierte auf der Phase-III-Studie CheckMate-057, wo im Nivolumab-Arm das mediane Gesamtüberleben 12,2 Monate gegenüber 9,4 Monate im Docetaxel-Arm betrug, entsprechend einer Verringerung des Sterberisikos um 27%. Die kürzlich erfolgte Zulassung von Nivolumab als Monotherapie beim fortgeschrittenen klarzelligen Nierenzellkarzinom basiert auf Ergebnissen der Phase-III-Studie CheckMate-025.
Höhere Überlebensrate beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom
Im Vergleich zu anderen Krebsarten ist das Nierenzellkarzinom (RCC) eher selten, dennoch steht es an dritter Stelle der häufigsten urologischen Tumoren – hinter Prostata- und Blasenkrebs. Meist tritt es als solitärer Tumor auf, kann sich aber auch in beiden Nieren bilden. Die Neuerkrankungsraten sind – obwohl es bei Männern fast doppelt so häufig auftritt – bei beiden Geschlechtern in den letzten zehn Jahren um gut 10% gestiegen, wobei 2012 das mittlere Erkrankungsalter für Männer bei 68 Jahren, für Frauen bei 72 Jahren lag.
Beim Nierenzellkarzinom, einer sehr heterogenen Tumorentität, unterscheidet man zwischen dem
• klarzelligen RCC (in ca. 70% der Fälle), bei dem die Krebszellen – wie der Name sagt – im Mikroskop klar erscheinen,
• dem papillären RCC mit 10–15% – die Krebszellen erscheinen hier rosa und fingerförmig,
• dem chromophoben RCC (bei weniger als 5% der Betroffenen – die Krebszellen sind größer) und dem
• Ductus-Bellini-Karzinom der Niere (Karzinom der Sammelrohre), einer sehr seltenen Variante, bei der die Krebszellen röhrenförmig aussehen können.
Weichen die Krebszellen von all diesen Beschreibungen ab, wird die Krankheit als nicht klassifiziertes Nierenzellkarzinom bezeichnet.
In der Studie CheckMate-025 wurde Nivolumab bei der häufigsten Form, dem fortgeschrittenen klarzelligen Nierenzellkarzinom, nach vorhergegangener Therapie mit einem Angiogeneseinhibitor mit der Standardtherapie Everolimus verglichen. Primärerer Endpunkt von CheckMate-025 war das Gesamtüberleben (OS). Mit Nivolumab behandelte Patienten (n = 410) erzielten in dieser Studie eine Verbesserung der medianen Gesamtüberlebenszeit um mehr als fünf Monate gegenüber den mit Everolimus behandelten Patienten (n = 411): 25,0 vs. 19,6 Monate. Der Gesamtüberlebensvorteil wurde unabhängig von der PD-L1-Expression im Tumorgewebe beobachtet.
Auch gaben die mit Nivolumab behandelten Patienten eine signifikante Verbesserung ihrer Lebensqualität an, mit einer geringeren Belastung durch verschiedene Symptome im Vergleich zu den mit Everolimus behandelten. Die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen im Vergleich zu Everolimus, so berichtete Dr. Laurence Albiges, Villejuif, waren Asthenie (56% vs. 57%), Husten (34% vs. 36%), Übelkeit (28% vs. 29%), Hautausschlag (28% vs. 36%), Dyspnoe (27% vs. 31%), Diarrhö (25% vs. 32%), Obstipation (23% vs. 18%), Appetitlosigkeit (23% vs. 30%), Rückenschmerzen (21% vs. 16%) und Gelenkschmerzen (20% vs. 14%). Die Patienten selbst litten am meisten unter Fatigue und Übelkeit.
Helga Vollmer
Satellitensymposium „Immuno-oncology: A hype or a potential new foundation for GU cancers?“ im Rahmen der Jahrestagung der European Association of Urology (EAU) am 13.3.2016 in München, unterstützt von Bristol-Myers Squibb.