Neue Aspekte zum Bronchialkarzinom
Aus der breiten Palette therapeutischer Optionen zur Behandlung von Patienten mit Lungenkarzinomen in fortgeschrittenen Stadien gilt es für Arzt und Patient abzuwägen zwischen Effektivität und Tolerabilität der Therapie. In einer europaweiten Umfrage wurde das Verschreibungsverhalten von 500 Ärzten analysiert, die Patienten mit fortgeschrittenem Adenokarzinom der Lunge nach Erstlinien-Chemotherapie behandelten. Demnach ist eine Verlängerung des Gesamtüberlebens nur in der Erstlinientherapie das primäre Therapieziel von Ärzten (63%), in der Zweitlinientherapie ist der Erhalt der Lebensqualität von gleicher Bedeutung, und in die Therapieentscheidung geht nun auch der Allgemeinzustand des Patienten ein. Bei Patienten mit gutem Allgemeinzustand sahen noch 40% der Ärzte in der Zweitlinie die Lebensverlängerung als oberste Priorität an. Dieser Anteil sank bei schlechtem Allgemeinzustand des Patienten allerdings auf 17%. Ebenso wichtig wie die Verlängerung des Gesamtüberlebens wurde bei der Zweitlinientherapie mit 36% die Verbesserung von Aspekten der Lebensqualität. Moderne Tumortherapien, wie etwa zielgerichtete Therapien, können dazu beitragen, diesen potenziellen Widerspruch aufzuheben, indem sie eine Überlebensverlängerung ohne zusätzliche Verschlechterung der Lebensqualität ermöglichen.
Starke Tumorschrumpfung und gute Symptomkontrolle durch Nintedanib
Eine zusätzliche Auswertung der Nintedanib-Zulassungsstudie LUME-Lung 1, während des European Cancer Congress in Wien präsentiert [1], zeigte, dass bei Adenokarzinom-Patienten, die nach Erstlinien-Chemotherapie mit der Kombination aus Nintedanib (Vargatef®) plus Docetaxel behandelt wurden, im Vergleich zur Docetaxel-Monotherapie die Tumorwachstumsrate signifikant reduziert war. Zu Beginn der Behandlung lag der durchschnittliche Tumordurchmesser bei den 658 Patienten bei
82,5 mm. Nach sechs Monaten Behandlung war er in der Kombinationsgruppe um ca. 10% (9,7 mm) geringer als im Kontrollarm (Tumorgröße nach sechs Monaten: 88,7 vs. 98,4 mm. Die Senkung der Tumorlast führte auch zu besserer Symptomkontrolle. Den größten klinischen Nutzen von Nintedanib plus Docetaxel hatten Patienten mit fortgeschrittenem Adenokarzinom, deren Prognose besonders schlecht war, nämlich jene, die unter der Erstlinientherapie besonders schnell progredient geworden waren. Bei ihnen schrumpfte der Tumor um 13% (bei Progress innerhalb von neun Monaten) bzw. sogar 15% (bei in der Erstlinie refraktären Patienten).
Annette Junker
Literatur
1. Reck M et al. ECC 2015, Abstract #3102.
Pressekonferenz von Boehringer Ingelheim anlässlich des European Cancer Congress vom 25.–29. September 2015 in Wien,