Trotz der neuen zielgerichteten Substanzen ist die Chemotherapie nach wie vor ein wichtiges Rückgrat in der Behandlung von Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom. Das gilt insbesondere für die HER2-negativen Patientinnen. „Wir wollen die Patientinnen möglichst lange in einer stabilen Krankheitssituation halten und den Progress hinauszögern, aber auch die Rate therapiebedingter Nebenwirkungen gering halten“, erläuterte Volkmar Müller, Hamburg. Eine wichtige Substanz ist hier pegyliertes liposomales Doxorubicin (PLD, Caelyx®).
Anthrazykline sind bewährte Wirkstoffe zur Behandlung verschiedener maligner Erkrankungen; unter anderem haben sie einen hohen Stellenwert in der Therapie von Patientinnen mit Mammakarzinom. Ein Wermutstropfen ist das nicht ganz unerhebliche Nebenwirkungsspektrum, speziell das kumulierende kardiale Risiko. Mit PLD steht daher eine wichtige Substanz als Therapiealternative zur Verfügung. Der Wirkstoff Doxorubicin, der in pegylierte Liposomen „verpackt“ ist, wird durch diese Liposomen zum Tumorgewebe transportiert und dort freigesetzt. Für die Patientinnen bedeutet dies einen verbesserten, deutlich gezielteren Wirkstofftransport zum Tumor bei gleichzeitig reduziertem systemischem Nebenwirkungsrisiko im Vergleich mit konventionellem Doxorubicin, erläuterte Müller.
Empfehlung für PLD bei erhöhtem kardialem Risiko
PLD ist derzeit beim fortgeschrittenen Mammakarzinom unter anderem als Monotherapie für Patientinnen mit erhöhtem kardialem Risiko zugelassen. Müller macht gute klinische Erfahrungen mit der Substanz, die in der AGO-Leitlinie mit Doppelplus für die Erstlinientherapie beim HER2-negativen und Hormonrezeptor-negativen metastasierten Mammakarzinom empfohlen wird (1b A ++). PLD ist im klinischen Alltag genauso effektiv wie konventionelles Doxorubicin, aber die Patientinnen vertragen die Substanz in der Regel deutlich besser, so der Experte. Das bedeutet auch, so Müller, dass sie für weitere Folgetherapien fitter bleiben und bessere Chancen auf mehrere sequenzielle Therapielinien haben. „Solange der therapeutische Index positiv ist, können wir die Patientinnen in der metastasierten Situation behandeln“, so Müller.
Überzeugende Datenlage
Gute Wirksamkeit, möglichst wenig Nebenwirkungen, Erhalt der Unabhängigkeit und kein Haarausfall sind laut Müller wichtige Faktoren bei der Auswahl der Therapie in der palliativen Situation des metastasierten Mammakarzinoms. Pegyliertes Liposomales Doxorubicin kommt diesem Anforderungsprofil sehr nahe. Das zeigen auch die klinischen Studien: Hier erreichte PLD bei deutlich reduzierter Kardiotoxizität eine vergleichbare First-line-Effektivität wie konventionelles Doxorubicin. Im direkten randomisierten Vergleich in Phase III-Studien zeigte PLD eine vergleichbare Wirksamkeit wie Capecitabin bei gleichzeitig besserer Verträglichkeit. Auch bei Patientinnen, die bereits mit konventionellem Doxorubicin vorbehandelt waren und eine kumulative Dosis von 500mg/m² erreicht hatten, erwies sich PLD als wirksame und kardial verträgliche Option.
Birgit-Kristin Pohlmann
Lunch-Symposium „Aktuelle Therapieoptionen und Möglichkeiten der Versorgung beim metastasierten Mammakarzinom“ bei der 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie am 26.6.2015 in Leipzig, unterstützt von Janssen-Cilag GmbH, Neuss.