Die CLL11-Studie zeigte die überlegene Wirksamkeit von Obinutuzumab (Gazyvaro®) plus Chlorambucil gegenüber der vormaligen Standardtherapie [1], die in einer aktualisierten Auswertung noch einmal bestätigt wurde [2]. Dr. Volkmar Böhme und Dr. Thomas Wolff, Betreiber einer onkologischen Praxis und Tagesklinik in Hamburg, diskutierten die Fortschritte in der CLL-Therapie aus niedergelassener Sicht.
Für Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL), die intensive Immunchemotherapie-Regimes nur eingeschränkt tolerieren, besteht ein hoher medizinischer Bedarf, erklärte Böhme. Die CLL11-Studie untersuchte daher die Kombination aus Obinutuzumab und Chlorambucil bei der Zielpopulation der älteren, komorbiden Patienten [1]. Für zwei Vergleichsarme wurden Rituximab plus Chlorambucil sowie die Chlorambucil-Monotherapie gewählt. Im Median waren die Patienten im Obinutuzumab-Arm 74 Jahre alt und hatten einen medianen CIRS von 8, was nach Böhme dem typischen CLL-Patienten entspricht.
Laut aktualisierter Analyse der CLL11-Studie [2] war das progressionsfreie Überleben (PFS) im Obinutuzumab-Arm gegenüber der Rituximab-Kombination um mehr als ein Jahr verlängert (29,2 vs. 15,4 Monate; HR 0,18; p < 0,0001). Für den Patienten besonders wichtig sei auch die Verlängerung der Zeit bis zur nächsten anti-leukämischen Behandlung, so Böhme. Unter Obinutuzumab/Chlorambucil war diese median 42,7 Monate lang, unter Rituximab/Chlorambucil nur 32,7 Monate (HR 0,54; p < 0,001). Die Anzahl der Patienten mit kompletter Remission war mit 20,7% vs. 7,0% im Obinutuzumab-Arm nahezu verdreifacht, die Rate an MRD-Negativität mit 37,7% versus 3,3% mehr als verzehnfacht im Vergleich zum Rituximab-Arm.
Wolff wies auf neue Erkenntnisse zur minimalen Resterkrankung (MRD) hin, die bei 37,3% der Patienten im Obinutuzumab-Arm versus 3,3% der Patienten im Rituximab-Arm nicht mehr nachweisbar gewesen war. Beim ASH-Kongress 2014 hatte eine kombinierte Analyse der deutschen Studien CLL8 und CLL10 den MRD-Status im Blut als starken, unabhängigen Prognosefaktor für ein verlängertes PFS identifiziert [3].
Zu beachten sei, dass im Obinutuzumab-Arm der CLL11-Studie bei 20% der Patienten Infusions-assoziierte Reaktionen (IRR) vom Grad ≥ 3 auftraten, hauptsächlich bei der ersten Infusion, so Böhme. Diese hängen vermutlich mit der schnellen und effektiven Abtötung der malignen Zellen zusammen und werden bei den nachfolgenden Infusionen kaum mehr gesehen. Dies sei mit den Patienten zu besprechen. Thrombozytopenien und Neutropenien vom Grad ≥ 3 wurden bei 10% bzw. 33% der Patienten beobachtet. Insgesamt wurde die neue Therapie gut vertragen.
Ine Schmale
Literatur
1. Goede V et al. Obinutuzumab plus chlorambucil in patients with CLL and coexisting conditions. N Engl J Med 2014; 370: 1101-10.
2. Goede V et al. Obinutuzumab as frontline treatment of chronic lymphocytic leukemia: Updated results of the CLL11 study. Leukemia 2015; 29: 1602-4.
3. Kovacs G et al. Value of minimal residual disease (MRD) negative status at response evaluation in chronic lymphocytic leukemia (CLL): Combined analysis of two phase III studies of the German CLL Study Group (GCLLSG). Blood 2014; 124 (21): (ASH 2014, Abstract #23).
Praxis-Pressegespräch „Chronische lymphatische Leukämie (CLL): Gazyvaro überzeugt durch langes PFS und hohe Remissionsqualität“ am 24.6.2015 in Hamburg, veranstaltet von Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.