Bevacizumab hat sich bei der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen im Hinblick auf das Gesamtüberleben und das progressionsfreie Überleben als vorteilhaft für die weitere Prognose erwiesen. Besonders beim Ovarial-Karzinom konnte die progressionsfreie Zeit bei einer Kombination von Bevacizumab mit Carboplatin/Paclitaxel und anschließender Monotherapie mit Bevacizumab signifikant verbessert werden. Bevacizumab ist momentan für sechs Indikationen zugelassen, wobei das Glioblastom für 2017 eine weitere Option sein könnte.
Bevacizumab (Avastin®) ist in der Europäischen Union bis jetzt für folgende Krebserkrankungen zugelassen: fortgeschrittenes Kolorektalkarzinom, fortgeschrittenes Mamma- und Ovarialkarzinom, nicht-kleinzelliges Bronchial- und Nierenzellkarzinom sowie seit März 2015 auch für das fortgeschrittene Zervixkarzinom.
Das „Continuum of Care“ tritt bei der Behandlung des metastasierenden Kolorektalkarzinoms (mCRC) immer mehr in den Vordergrund und löst damit die isolierte First-line-Therapie zunehmend ab, wie Professor Dirk Arnold, Freiburg, berichtete. „Continuum of Care“ bedeutet laut Arnold, dass der Patient bei einem fortgeschrittenen Kolonkarzinom mit allen verfügbaren Therapieoptionen in jeder Behandlungsphase optimal versorgt wird. Bevacizumab kann dabei mit jedem zugelassenen Chemotherapie-Regime kombiniert werden. In der Phase-III-Studie TML (Treatment through Multiple Lines) erhielten Patienten Bevacizumab in der First-line in Kombination mit einer Oxaliplatin-oder Irinotecan-basierten Chemotherapie. Nach Progression wurde entweder Bevacizumab in der Second-Line weitergegeben – bei gleichzeitigem Wechsel der Chemotherapie – oder es wurde eine alleinige Chemotherapie verabreicht. Bei Fortführung der Bevacizumab-Therapie konnte in der Zweitlinie das mediane Gesamtüberleben signifikant um nahezu 20% verlängert werden.
Gute Erfolge zeigten sich in der Gynäkologie – beim Ovarial- und Zervixkarzinom – für den Einsatz von Bevacizumab. Für die First-line-Therapie des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms ist Bevacizumab in Kombination mit Carboplatin und Paclitaxel zugelassen. In der Studie GOG-0218 zeigte sich, dass diese Kombination, gefolgt von einer Monotherapie mit Bevacizumab über 15 Monate, der alleinigen Chemotherapie signifikant überlegen war. Das progressionsfreie Überleben (PFS) der Patientinnen wurde signifikant um 6,2 Monate verlängert. Für Frauen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom ist Bevacizumab auch dann geeignet, wenn sie innerhalb der First-line-Therapie den monoklonalen Antikörper nicht bekommen konnten. Er ist bei diesem Patientenklientel dann für die Rezidivsituation zugelassen. Bevacizumab gilt heute, so Professor Matthias Beckmann, Erlangen, bei der Behandlung des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms als ein Mittel der Wahl. Dieser monoklonale Antikörper kann den Frauen, die an einem fortgeschrittenen Ovarialkarzinom erkrankt sind, eine signifikante Verlängerung der progressionsfreien Zeit verschaffen.
Bei Zervixkarzinom Überlebensrate verlängert
Seit März 2015 ist Bevacizumab in der Gynäkologie auch zur Therapie des persistierenden, rezidivierenden oder metastasierenden Zervixkarzinoms zugelassen. Dabei wird der Antikörper mit Paclitaxel und Cisplatin kombiniert, bei Frauen, die keine platinhaltige Therapie bekommen können, mit Paclitaxel und Topotecan. Die Zulassung erfolgte aufgrund der multizentrischen, randomisierten, offenen Phase-III-Studie GOG-24O, an der 452 Patientinnen teilnahmen.
Bevacizumab in Kombination mit einer Chemotherapie – entweder Paclitaxel/Cisplatin oder Paclitaxel/Topotecan – konnte das Gesamtüberleben im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie signifikant um 3,7 Monate von median 13,3 auf 17,0 Monate verlängern und das Mortalitätsrisiko um 29 Prozent senken. Das mediane progressionsfreie Überleben nahm signifikant um 2,3 Monate von 5,9 auf 8,2 Monate zu.
Die Dosierung von Bevacizumab sollte 15mg/kg Körpergewicht betragen. Dabei ist der Antikörper als i. v. Infusion einmal alle drei Wochen zu verabreichen. Eine weitere Indikation für den Einsatz von Avastin könnte ab 2017 das Glioblastom sein.
Michaela Biedermann-Hefner
Pressegespräch: „Gestern – Heute – Morgen: 10 Jahre erfolgreiche Antikörper-Therapie mit Avastin“, 22.5.2015, Berlin, veranstaltet von Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.