Auf dem interdisziplinären Fortbildungsforum FACTTUM stellte PD Dr. med. Cornelia Liedtke, gynäkologische Universitätsklinik Lübeck, den Fall einer prämenopausalen Patientin mit triple-negativem Mammakarzinom vor. Teilnehmende Ärzte hatten Gelegenheit, in kleinen Teams Schritt für Schritt den Weg zu einer optimalen Therapie zu diskutieren.
Die 41-jährige Frau stellte sich zur weiteren Abklärung eines suspekten Tast- und Sonografie-Befunds vor. Histologisch handelte es sich um ein triple-negatives invasives Karzinom (NST), cT1c (16 mm), G3, klinisch cN0. Es lag keine positive Familienanamnese für Brustkrebs vor. Aufgrund des hohen Risikos erfolgte ein Staging, das jedoch keinen Hinweis auf Fernmetastasen ergab. Als Therapie der Wahl schlugen die meisten Teams eine neoadjuvante Chemotherapie vor – da eine brusterhaltende Operation erreichbar schien, unbedingt mit Clipmarkierung des Tumors. Denn wenn der Tumor sehr gut auf die Chemotherapie anspricht, tut sich der Pathologe hinterher schwer, die Remission zu beurteilen, wenn der genaue Ort des primär diagnostizierten Tumors nicht markiert ist.
Die Patientin begann die neoadjuvante Therapie mit einem dosisdichten Epirubicin/Cyclophosphamid-Schema in vier Zyklen. Gleichzeitig wurde trotz leerer Familienanamnese eine BRCA-Testung vorgenommen, denn das Risiko liegt in dem Fallbeispiel bei etwa 20% – nicht niedriger als bei familiärem Brustkrebs. Tatsächlich fand sich bei der Patientin eine BRCA-Mutation. In diesem Fall ist bei triple-negativem Mammakarzinom auf jeden Fall die Indikation für eine neoadjuvante dosisdichte Platin-haltige Therapie gegeben. Die Patientin erhielt deshalb für weitere vier Zyklen ein Carboplatin/Paclitaxel-Regime.
Wenn eine Chemotherapie ein Risiko für eine febrile Neutropenie von über 20% mit sich bringt, ist laut AGO-Leitlinie [1] immer eine primäre G-CSF-Prophylaxe indiziert. Das ist bei dosisdichten – v. a. Platin-haltigen – Regimes immer der Fall. Deshalb erhielt die Patientin auch vom ersten Zyklus an G-CSF.
Bei einem intermediären Risiko zwischen 10 und 20% wird eine primäre G-CSF-Prophylaxe empfohlen, wenn individuelle Risikofaktoren wie ein Alter > 65 Jahre dazukommen. Besonders praktikabel sind lang wirksame G-CSF-Präparate wie Lipegfilgrastim (Lonquex®), das nur einmal am Anfang eines Zyklus durch den Arzt subkutan gespritzt werden muss.
Angelika Bischoff
Literatur
1. www.ago-online.de guidelines breast version 2015
FACTTUM – Interaktives Lunch-Symposium im Rahmen der 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie, 26. Juni 2015 in Leipzig, unterstützt von Teva, Ulm.