Transfusionsbedingte Eisenüberladung: Chelat-Therapie verbessert Überleben, Hämatopoese und Herzfunktion
Patienten mit transfusionsbedingter Eisenüberladung profitieren klinisch von einer Eisenchelat-Therapie mit Deferasirox (Exjade®). Das geht aus mehreren bei der 56. Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) in San Francisco präsentierten Studien hervor.
Wiederholte Bluttransfusionen bei Patienten mit Anämie – besonders häufig bei myelodysplastischen Syndromen (MDS), aber auch bei myeloproliferativen Neoplasien (MPN) oder Thalassämien – führen zu einer potenziell lebensbedrohlichen sekundären Eisenüberladung. Bereits die Gabe von ≥ 20 Erythrozytenkonzentrat (EK)-Einheiten oder der Anstieg des Serumferritinwertes auf ≥ 1.000 ng/ml sind deutliche Risikofaktoren für eine Eisenüberladung. Der orale Eisenchelator Deferasirox bindet das ungebundene Plasmaeisen und verhindert die Bildung freier Sauerstoffradikale sowie die dadurch bedingten Schäden in Leber, Herz, endokrinen Organen und im Knochenmark.
Daten aus einer nicht-interventionellen, prospektiven US-amerikanischen Registerstudie zeigen, dass eine Eisenchelat-Therapie über fünf Jahre das klinische Outcome der 600 Patienten mit myelodysplastischen Syndromen und niedrigem IPSS-Risiko verbessert [1]. Die Patienten lebten im Median um mehrere Jahre länger (88,0 vs. 47,8 Monate; p < 0,0001), und auch die Zeit bis zur AML-Transformation verlängerte sich im Vergleich zu nicht chelierten Patienten signifikant (72,1 vs. 46,4 Monate; p < 0,0001). Das galt auch für Patienten mit kardiovaskulären oder endokrinen Grunderkrankungen. Besonders stark profitierten die Patienten, die mindestens sechs Monate lang einen Eisenchelator erhalten hatten.
Auch bei Patienten mit myeloproliferativen Neoplasien und transfusionsbedingter Eisenüberladung wurde der positive Effekt einer Eisenchelation mit Deferasirox nachgewiesen [2]. Zwölf von 28 Patienten zeigten unter der Therapie eine Senkung des medianen Serumferritins auf < 1.000 ng/ml (von anfänglich median 1.415 ng/ml). Hier führte Deferasirox auch zu einer Verbesserung der Hämatopoese: Fast jeder vierte Patient erreichte ein über mehr als drei Monate anhaltendes hämatologisches Ansprechen. Vier von ihnen wurden komplett transfusionsfrei, bei zwei weiteren verringerte sich der Transfusionsbedarf um mindestens 50%.
Des Weiteren zeigten Langzeitdaten von 23 Patienten mit β-Thalassämie, dass Deferasirox über fünf Jahre die kardiale Eisenüberladung signifikant reduzieren und die Herzfunktion verbessern kann [3]. Unter der Chelat-Therapie nahm der mittels kardiovaskulärer T2*-Magnetresonanz (CMR)-Technik gemessene kardiale Eisengehalt im Vergleich zu Studienbeginn signifikant ab (p = 0,0001). Gleichzeitig reduzierte sich infolge der Behandlung mit Deferasirox das linksventrikuläre Füllungsvolumen, und es verbesserte sich die Herzfunktion.
Diese Ergebnisse bestätigen erneut die Daten der großen, kontrollierten klinischen Studien EPIC [4] und US03 [5], die die Wirksamkeit von Deferasirox bei transfusionsbedingter Eisenüberladung gezeigt haben. Bei einem effektiven Therapiemanagement [6] ist Deferasirox imstande, die Hämatopoese zu verbessern und das Risiko einer Transformation eines MDS oder einer MPN zu einer akuten myeloischen Leukämie (AML) zu senken.