NSCLC mit EGFR-Mutation: positive Erfahrungen im Alltag mit Afatinib

Vor gut einem Jahr wurde der ErbB-Family-Inhibitor Afatinib (Giotrif®) zur Erstlinientherapie des fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) mit Mutationen im Rezeptor für den epidermalen Wachstumsfaktor (EGFR) zugelassen. Basis dafür waren zwei randomisierte Phase-III-Studien, so Frank Griesinger, Oldenburg, aber mittlerweile gibt es zusätzliche praktische Erfahrungen aus dem täglichen Umgang mit der Substanz.

 In den beiden Phase-III-Studien LUX-Lung 3 und LUX-Lung 6 wurden Wirksamkeit und Verträglichkeit der Erstlinientherapie mit Afatinib bei über 700 Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und EGFR-Mutationen untersucht [1, 2]. Für die Zulassung in Europa vor allem relevant war LUX-Lung 3: Hier konnte Afatinib gegenüber einer Standard-Chemotherapie mit Cisplatin/Pemetrexed das mediane progressionsfreie Überleben (primärer Endpunkt) in der präspezifizierten Subgruppe von Patienten mit häufigen EGFR-Mutationen (89% mit Del19 bzw. L858R) von 6,9 Monaten auf 13,6 Monate beinahe verdoppeln (p < 0,001). Auch im Gesamtkollektiv war der Vorteil, wenngleich nicht ganz so ausgeprägt, signifikant (11,1 vs. 6,9 Monate; p < 0,001; [1]).
In einer gepoolten Post-hoc-Analyse der Daten aller Patienten aus beiden Studien zeigte sich, dass Afatinib in der Subgruppe der Patienten mit den häufigen EGFR-Mutationen auch das Gesamtüberleben (ein sekundärer Endpunkt) gegenüber der jeweiligen Chemotherapie (Cisplatin/Pemetrexed in LUX Lung 3, Cisplatin/Gemcitabin in LUX Lung 6) signifikant um drei Monate verlängern konnte (von 24,3 auf 27,3 Monate; p = 0,0374). Eine präspezifizierte Subgruppen-Analyse von LUX-Lung 3 zeigte, dass Patienten mit Del19 mit einem Überlebensvorteil von mehr als einem Jahr unter Afatinib besonders gut abschnitten: 33,3 gegenüber 21,1 Monaten unter Chemotherapie (p = 0,0015). Patienten mit L858R-Punktmutation hingegen hatten in der gepoolten Analyse keinen signifikanten Vorteil beim Gesamtüberleben (22,1 vs. 26,9 Monate; p = 0,160; [3]).


Vorteile bei Symptomkontrolle und Lebensqualität
Eine erfolgreiche Tumorkontrolle spiegelt sich bei Lungentumoren meist auch sehr schnell in Symptomkontrolle und Lebensqualität wider. In LUX-
Lung 3 wurde durch Afatinib die Zeit bis zur Verschlechterung von Husten und Atemnot gegenüber der Chemotherapie mehr als verdreifacht Cisplatin/Pemetrexed (Husten: 27 vs. 8,0 Monate; p = 0,006; Atemnot: 10,4 vs. 2,9 Monate; p = 0,013; [4]). Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Afatinib
(≥ Grad 3) zählten Rash/Akne, Diarrhö, Stomatitis und Paronychien, die in der Regel gut handhabbar waren [1]. Die gute Verträglichkeit von Afatinib äußerte sich in einer signifikant besseren Lebensqualität [4], und das entspricht auch den bisherigen Erfahrungen: „Nach etwa einem Jahr praktischer Erfahrung kann ich aus meiner Praxis bestätigen, dass die Studiendaten zu Handhabbarkeit und Lebensqualität unter Afatinib sich auch im klinischen Alltag spiegeln. Afatinib hat unser Behandlungsspektrum beim fortgeschrittenen NSCLC mit EGFR-Mutationen deutlich erweitert“, so Griesinger.


Josef Gulden



Pressekonferenz „1 Jahr nach Einführung von Giotrif® (Afatinib) bei fortgeschrittenem NSCLC mit EGFR-Mutation in Deutschland – Daten und Erfahrungen“ am 4.2.2015 in Ingelheim, veran­staltet von Boehringer Ingelheim.