DGHO 2014

Die Myelofibrose ist eine seltene neoplastische Erkrankung des Knochenmarks, die durch eine hohe Symptomlast (sowohl allgemeine als auch durch die regelhafte Milzvergrößerung bedingte Symptome) gekennzeichnet ist. Seit September 2012 ist der JAK1/2-Inhibitor Ruxolitinib (Jakavi®) zur Behandlung der Myelofibrose in Europa zugelassen. In den beiden Phase-III-Zulassungsstudien COMFORT I und COMFORT II konnte gezeigt werden, dass sich bei den mit Ruxolitinib behandelten Patienten das Milzvolumen im Median um etwa 30% reduzierte, so Martin Griesshammer, Minden [1, 2]. Auch die Lebensqualität, in der COMFORT-I-Studie mithilfe des EORTC QLQ-C30-Fragebogens bestimmt, nahm unter dem JAK-Inhibitor, nicht aber unter Placebo deutlich zu [1].
War in der DGHO-Leitlinie von 2010 zur Myelofibrose noch lediglich auf Phase-II-Daten zu Ruxolitinib hingewiesen worden, enthält die im August 2014 veröffentlichte jüngste Fassung die explizite Empfehlung zum Einsatz des Medikaments [3]. Selbst bei Hochrisiko-Patienten, für die die allogene Stammzelltransplantation eine wertvolle Option darstellt, so Griesshammer, wird eine Vorbehandlung mit Ruxolitinib diskutiert, die die Erfolgsaussichten verbessern kann.
Die Therapiedauer mit Ruxolitinib ist nicht limitiert. Eine relativ häufige Nebenwirkung ist eine Thrombozytopenie, die eine Dosisanpassung erfordern kann: In der Leitlinie wird empfohlen, bei Thrombozytenzahlen von mehr als 200 x 109/l zweimal täglich 20 mg zu geben, zwischen 100 und 200 x 109/l wird die Dosis auf zweimal 15 mg und bei 50–100 x 109/l auf zweimal 5 mg pro Tag reduziert; bei einer Erholung der Thrombozytenzahlen kann man in
5 mg-Schritten langsam auf zweimal
10 mg/d steigern. Unter 50 x 109 Thrombozyten/l sollte Ruxolitinib abgesetzt werden. Das Ansprechen erfolgt gelegentlich erst relativ spät und sollte daher erst nach sechs Monaten definitiv beurteilt werden, so Griesshammer.
Ruxolitinib kann auch das Gesamtüberleben der Patienten verlängern: Während in der COMFORT-I-Studie der Unterschied zu Placebo mit einer Hazard Ratio von 0,69 (p = 0,067) nicht ganz signifikant ausfiel [4], war das Ergebnis bei COMFORT II eindeutig mit HR 0,58 (p = 0,022, [5]). In beiden Fälle ist zu berücksichtigen, so Griesshammer, dass ein Großteil der Patienten aus der jeweiligen Placebogruppe im Verlauf der Studie von der Möglichkeit eines Crossover in den Ruxolitinib-Arm Gebrauch gemacht hatte: In COMFORT I waren es nach 80 Wochen 100%, in COMFORT II nach median 66 Wochen 62% der Patienten gewesen.

jfg

Literatur
1. Verstovsek S et al. N Engl J Med 2012; 366: 799-807.
2. Harrison CN et al. N Engl J Med 2012; 366: 787-798.
3. www.dgho-onkopedia.de/de/onkopedia/leitlinien/primaere-myelofibrose-pmf.
4. Verstovsek S et al. Blood 2013; 122 (ASH 2013, Abstract #396).
5. Harrison CN et al. Haematologica 2014; 99 (EHA 2014, Abstract #P403).

Meet the Experts “DGHO 2014: Myelofibrose & MDS” im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) am 11.10.2014 in Hamburg, veranstaltet von Novartis Oncology, Nürnberg.